Erste-Hilfe-Kurs: Würden Sie eine Reanimation einleiten?
Mehr als 10% der Tode durch Herz-Kreislauf-Stillstand könnten verhindert werden
In Deutschland muss für alle Führerscheinklassen ein Erste-Hilfe-Kurs absolviert werden. So sieht es das Gesetz vor. Im Laufe der Zeit verändern sich zwar manche Empfehlungen, wie in konkreten Fällen vorzugehen ist, aber zumindest in der Theorie sollte jeder in der Lage sein, die wichtigsten Notfallmaßnahmen einzuleiten, um Leben zu retten. In der Praxis sieht das leider ganz anders aus. Nach Erhebungen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) liegt die Laienanimationsquote bei lediglich 34 Prozent. Wieso in den anderen 66 Prozent der Fälle auch der Versuch ausbleibt, wird nicht erwähnt. Im europäischen Vergleich malt das ein schlechtes Bild: in Norwegen liegt die Ersthelferquote beispielsweise bei vorbildlichen 73 Prozent.
Oft tödlich: die Scheu umstehender Laien, selbst Leben zu retten
Doch was führt dazu, dass das theoretische Wissen, das nach Gesetz ja vorhanden sein sollte, in der Praxis so wenig Anwendung findet? Hier lassen sich unterschiedliche Faktoren identifizieren. So fühlt sich etwa bei Notfällen im Kreis größerer Menschengruppen oft niemand direkt zuständig für die erste Hilfe. Stattdessen wird auf das Einschreiten besser ausgebildeter Ersthelfer gewartet. Je nach Art des Vorfalls fühlen sich die Umstehenden häufig schlicht überfordert. Sie haben Angst etwas falsch zu machen und bleiben deswegen untätig.
Grundlegend ist sogar festzustellen, dass sich der breiteste Teil der Bevölkerung Ersthilfe nicht zutraut. Die Informationen des oft Jahrzehnte zurückliegenden Erste-Hilfe-Kurses des Führerscheins sind nicht nur in manchen Aspekten bereits überholt. Vor Allem sind sie aber teilweise einfach nicht mehr präsent. Laut dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) vergessen die Teilnehmer eines Erste-Hilfe-Kurses etwa die Hälfte des Erlernten innerhalb von zwei Jahren.
Erste Hilfe würde jährlich über 10.000 Menschenleben retten
Würden in allen Notfällen so schnell wie möglich Wiederbelebungsmaßnahmen bis zum Eintreffen des Notarztes eingeleitet werden, könnten jedes Jahr in Deutschland allein bei Herzattacken 10.000 Menschen gerettet werden. Dazu kommen all jene Tode durch alle anderen Notfälle, in die Beatmung und/oder Herzmassage unterlassen werden. Notwendig wäre es also, die Kenntnis der wichtigsten Erste-Hilfe-Techniken in der breiten Bevölkerung zu stärken. Laut dem DRK sei es notwendig, zumindest alle 3-5 Jahre das Ersthelferwissen durch einen neuen Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen. Damit bleibt man nicht nur auf dem neuesten Stand der Forschung, sondern frischt auch wichtige Details wieder auf, die man seit dem letzten Mal vielleicht schon vergessen hat.
Außerdem gibt es auch Sonderfälle in der ersten Hilfe. So muss etwa bei Säuglingen oder Senioren teilweise anders vorgegangen werden. Dieses Thema wird in Erste-Hilfe-Kursen für den Führerschein zwar meistens angerissen, aber nicht ausreichend vertieft. Doch selbst in diesen Sonderfällen gilt: auch unsichere erste Hilfe ist im Zweifel besser als keine.
Das können Sie tun: den Menschen in ihrem Umfeld zuliebe
Wenn Sie sich selbst nicht sicher sind, was in unterschiedlichen Notfällen zu tun wäre, ist das ein guter Anlass, sich erneut mit der Materie zu befassen. Ein guter Schritt ist natürlich, selbst einen aktuellen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren. Für die Zwischenzeit lässt sich aber auch schon etwas machen. Mit unterschiedlichen Apps für's Smartphone oder Tablet lässt sich zumindest das theoretische Fachwissen auffrischen, oder aber Instruktionen und Beschreibungen für den konkreten Notfall vorhalten.
Es gibt sogar eine App, die die Möglichkeit bietet, noch vor dem Eintreffen des Notarztes zusätzliche Hilfe herbeizurufen. Die App "Mobile Retter" gibt die Möglichkeit, Ersthelfer in der direkten Umgebung zu alarmieren. Diese können die eingeleiteten Maßnahmen übernehmen und bis zur Ankunft des Arztes überbrücken. Auch, wenn es hier nur um Minuten geht, erhöht auch das die Überlebenschancen drastisch.