Bewegung am Fernbusmarkt
Flixbus und MeinFernbus fusionieren, DeinBus insolvent, ADAC steigt aus
Für unter 10 Euro aus dem Rheinland nach Hamburg oder Frankfurt - mit solchen und ähnlichen Kampfpreisen versuchen sich seit zwei Jahren verschiedene Anbieter auf dem Fernbusmarkt gegenseitig zu unterbieten. Ein Preiskampf den nur wenige länger durchhalten können. So verwundert es nicht, dass sich die ersten Player vom Markt verabschieden. Einer der prominentesten Namen in diesem Zusammenhang ist der ADAC. DeinBus musste Insolvenz anmelden während sich die Branchenriesen Flixbus und MeinFernbus zusammentun. Nach Expertenmeinung steht der Fernbusmarkt vor einschneidenden Veränderungen.
Immer mehr Anbieter verschwinden vom Markt
Als vor zwei Jahren die Liberalisierung des Fernbusmarktes stattfand, kam es zu einem regelrechten Boom. Anbieter wie das von Studenten gegründete Unternehmen „DeinBus“ oder „MeinFernbus“ betraten die Bühne und boten der Deutschen Bahn die Stirn. Mit dem Eintritt weiterer Anbieter wie ADAC Postbus, Flixbus (Daimler) oder City2City, das vom britischen Busanbieter National Express am deutschen Markt platziert wurde, kam es zu einem massiven Preiskampf, der nun die ersten Opfer forderte. Die Pioniere von DeinBus mussten Insolvenz anmelden, verkündeten im Dezember 2014 jedoch, dass ein neuer Investor gefunden werden konnte. Der Anbieter City2City stellte Mitte Oktober den Betrieb ein und der ADAC Postbus ist in Zukunft nur noch als Postbus unterwegs. Dem Automobilclub sei die Entwicklung des Fernbusmarktes zu dynamisch und preisintensiv geworden, begründet der ADAC seinen Ausstieg. Zudem wolle man sich wieder mehr auf die Kernthemen „Hilfe, Rat und Schutz“ konzentrieren. Die Deutsche Post macht derweil alleine weiter. Auch wenn die Bonner mit einem Marktanteil von nur 8 Prozent von ihrem Ziel Marktführer noch weit entfernt sind, wollen Sie zum nächsten Jahr das Streckennetz weiter ausbauen.
Flixbus-MeinFernbus - Fusion ordnet den Fernbusmarkt neu
Für ein mittelschweres Erdbeben in der Branche sorgte kürzlich die Meldung, dass sich die beiden führenden Anbieter Flixbus und MeinFernbus zusammenschließen wollen. Durch die Fusion soll die Marktführung zementiert und die Passagierzahlen bis Ende des Jahres verdoppelt werden. Die Anzahl der Busse soll auf 1.000 steigen und das Streckennetz weiter ausgebaut werden, so das Unternehmen. Das Unternehmen mit rund 500 Beschäftigten soll schnell wachsen und versteht sich als „Impulsgeber der Branche“. Generell sind die Marktanteile am Fernbusmarkt ungleich verteilt. Die Post genießt zwar laut Umfragen den höchsten Bekanntheitsgrad, den Markt dominieren aber andere. Das von Daimler finanzierte Unternehmen Flixbus kam vor der Fusion auf einen Marktanteil von 24 Prozent. Zusammen mit dem Branchenprimus MeinFernbus kommt man auf nunmehr 75 Prozent.
Wie es weiter geht auf dem Fernbusmarkt
Der Fernbusmarkt stark in Bewegung. Das Potential dieser Branche ist auch nach dem Ausscheiden erster großer Namen ungebrochen. Immerhin zwei Drittel aller Bundesbürger können sich nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vorstellen, den Fernbus als Reisemöglichkeit der Bahn oder sogar dem eigenen Auto vorzuziehen. Auch wenn diese Werte teilweise auf die letzten Bahnstreiks zurückzuführen sind, zeigt es doch, wohin die (Fernbus-)Reise in den nächsten Jahren gehen kann.
Um wirtschaftlich überleben zu können, werden die Fernbus-Anbieter allerdings nicht um Preissteigerungen herum kommen. Denn bei den meisten Billigfahrten zahlen sie kräftig drauf. Erst ab einem Preis von über 25 Euro pro 300 Kilometern, so kalkulieren Experten, könne von einem profitablen Geschäft geredet werden. Diese Marke müssen vor allem die kleineren Anbieter ohne finanzstarke Investoren erreichen. Noch sind solche Preise zwar nicht in Sicht, doch bereits ab Mitte 2015 könnte es mit den extrem niedrigen Preisen vorbei sein. Teuer wird es aber wohl selbst dann nicht. Die Preise der Fernbusse müssen sich, alleine schon aus Marketinggründen, weiterhin deutlich unter denen der Bahn bewegen.
Was neben steigenden Preisen als wahrscheinlich gilt, sind weitere Zusammenschlüsse und Übernahmen von Busunternehmen. Kleine Unternehmen werden von den Großen am Markt geschluckt oder müssen sich zu Unternehmensverbänden zusammenschließen, um gegenüber der finanzkräftigen Konkurrenz zu bestehen. Zudem könnten nach Deutschland drängende Busanbieter aus Frankreich, Spanien oder Österreich den etablierten Unternehmen Marktanteile streitig machen. Die Anbieter müssen also kreativ bleiben, um sich zu halten. Neben Preisspecials könnten Fahrten über Nacht, regionale Nischenstrecken oder Verbindungen ins Ausland die Position zu festigen.