ADAC richtet sich neu aus
Automobilclub ADAC konzentriert sich wieder aufs Kerngeschäft
Die Affäre um Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel“ waren der Anfang der größten Krise in der Geschichte des ADAC. Nun hat der größte Automobilclub eine radikale Kehrtwende angekündigt. Der Verein will alle wirtschaftlichen Aktivitäten in eine Aktiengesellschaft ausgliedern. Neun Monate lang wurde an dem neuen Konzept gearbeitet, das am 6. Dezember von einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen wurde. Wir haben uns angesehen, was sich nun beim größten Automobilclub Deutschlands ändert.
Neuausrichtung auf drei Säulen
Die wohl relevanteste Neuerung stellt die Trennung der Vereinsaktivitäten vom wirtschaftlichen Engagement des ADAC dar. Der Club will sich in Zukunft wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Dazu zählt vor allem die Pannenhilfe sowie die technische und touristische Beratung und Information für die knapp 19 Millionen Mitglieder. Auch der Bereich Motorsport wird weiterhin über den ADAC e.V. geführt.
Durch diese Umstrukturierung will der Club seinen steuersparenden Status als Verein behalten. Die kommerziellen Tätigkeiten, wie der Verkauf von Reiseführern, Versicherungen oder Autozubehör wird daher in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert. Dieser erhält einen eigenen unabhängigen Vorstand und wird zu 25 Prozent von einer neu gegründeten Stiftung kontrolliert. Die hat mit ihrem Anteil eine Sperrminorität und kann Entscheidungen aktiv beeinflussen. Neben der Kontrolle der AG wird diese Stiftung auch auf dem Gebiet der Förderung und Forschung zum Themenkomplex Mensch und Mobilität aktiv sein und sich mit Motorsport, Unfallverhütung und der Rettung aus Lebensgefahr auseinandersetzen. Weder in der AG noch im Stiftungsrat wird der ADAC laut eigenen Angaben eine dominante Stellung einnehmen. So soll die Unabhängigkeit der Neugründungen garantiert werden.
Mehr Meinungen, mehr Transparenz
Der ADAC will auch die Struktur des Vereins umbauen. Dabei wird der Schwerpunkt auf die Einbeziehung der Mitglieder gelegt. Anstatt Themen wie zuletzt die PKW-Maut oder das Tempo-Limit einseitig zu behandeln, sollen in Zukunft auch die Meinungen der Mitglieder in die offizielle Meinungsdarstellung des ADAC einfließen. Das soll vor allem über neue digitale Dialogformen und repräsentative Meinungsumfragen möglich werden. Dabei will der Club auch offenlegen, wie die jeweiligen Meinungen zustande kommen. Transparenz ist das neue Schlagwort mit dem die Münchener punkten wollen. Die soll wiederum durch einen Beirat garantiert werden, der die Vereinstätigkeiten überwacht. Im Beirat sitzen unter anderem die Vorsitzende von UNICEF Deutschland Dr. Edda Müller und der Vorstandsvorsitzenden der Antikorruptionsvereinigung Transparency International Prof. Dr. Hans-Jürgen Paier. Auch für das Verhalten der eignen Angestellten setzt der ADAC auf neue Vorgaben. So wird über eine neue Compliance-Regelung die Annahme von Trinkgeld und Geschenken für die Pannenhelfer festgelegt. Auch die Vorgaben für Geschäftsessen sollen darüber bestimmt werden.
Konkurrenzvereine profitieren
Von der Krise des Automobilclubs, aus der sich der ADAC mit den neuen Maßnahmen befreien will, hat vor allem die Konkurrenz profitiert. Zwar ist der ADAC mit 18,95 Millionen Mitgliedern unangefochten die Nummer Eins unter den Automobilclubs, aber viele Mitglieder nahmen die Manipulationen als Grund zum Wechseln. Der Automobilclub Mobil in Deutschland, der über die zweitgrößte Flotte an Servicefahrzeugen in Deutschland verfügt freute sich mit einer Plakatkampagne in Sichtweise des ADAC Hauptsitzes über das erfolgreichste Jahr seit der Gründung.