Sind Männer wirklich die besserem Autofahrer?
Wer fährt besser: Frau oder Mann?
Wenn es einen gesellschaftlichen Bereich gibt, der in puncto Geschlechterrolle immer wieder für Gesprächsstoff sorgt, dann ist dies sicherlich das Fahrverhalten im Straßenverkehr. Laut etablierten Vorurteilen heißt es, dass die Frau viel weniger Fahrpraxis hat als der Mann und sich demnach beim Autofahren ungeschickter anstellt - sei es nun bei einem Überholmanöver oder beim Einparken. Doch sind solche Klischees heutzutage noch berechtigt?
Frauen im Straßenverkehr gewissenhafter als Männer?
Laut einer aktuellen Umfrage muss diese Frage ganz klar mit Nein beantwortet werden. Vielmehr zeigt das Ergebnis, dass sich Frauen im Straßenverkehr viel gewissenhafter verhalten als Männer. Geschwindigkeitsbegrenzungen werden eher eingehalten, vom Drängeln wird abgesehen und potenzielle Ablenkungsmanöver, beispielsweise durch Flirtversuche des anderen Geschlechts beim Fahren, werden ignoriert. Wenn es also um die allgemeine Sicherheit auf deutschen Straßen geht, so leisten die weiblichen Verkehrsteilnehmer einen höheren Beitrag.
Ein Fakt, der sich übrigens auch in einer aktuellen Übersicht des Kraftfahrt Bundesamtes wiederspiegelt. So zeigt der aktuelle Punktestand in Flensburg, dass die Mehrheit der fast neun Millionen registrierten Verkehrssünder Männer sind. Während zum Zeitpunkt der Erhebung rund zwei Millionen weibliche Verkehrsteilnehmer erfasst werden konnten, lag der Anteil der Männer bei knapp unter sieben Millionen.
Verkehrsdelikt Nr. 1: Überschreitung der Geschwindigkeitsbegrenzung
Bei der genauen Betrachtung der jeweiligen Verkehrsdelikte fällt auf, dass die meisten Personen durch Missachtung der Geschwindigkeitsbegrenzung aufgefallen sind. Auch hier liegen die Männer mit fast vier Millionen Vertretern vorn, während nur knapp über eine Million Frauen zu schnell unterwegs waren. Im Januar 2014 wurden zudem rund 1,2 Millionen Männer und nur 170.000 Frauen mit Trunkenheit am Steuer erwischt. Bei Vorfahrtsdelikten sind rund 580.000 Männer aufgefallen und knapp über 250.000 Frauen.
Wie lernfähig sind Verkehrsteilnehmer?
Die Frage nach der Lernfähigkeit der Autofahrer stellt sich beim Blick auf die eigentliche Punkteverteilung in Flensburg. So liegt die Mehrheit beider Geschlechter bei bis zu sieben Punkten - dicht gefolgt von denen, die zum Zeitpunkt der Messung bei acht bis 13 Punkten lagen. Im direkten Geschlechtervergleich waren die Männer den Frauen in beiden Kategorien jeweils um weit über 70% voraus. Lassen sich die Menschen immer seltener durch das Punktesystem abschrecken und nehmen somit den Verlust der Fahrerlaubnis in Kauf? Oder resultiert das Fehlverhalten aus einer verzerrten Selbsteinschätzung?
Tatsächlich bestätigte eine aktuelle Studie im Auftrag der Adam Opel AG, dass sich überdurchschnittlich viele Deutsche für erstklassige Autofahrer halten. Hier wurden Frauen und Männer gleichermaßen berücksichtigt. Rund 86% der befragten Teilnehmer schätzten ihre Fahrkünste als exzellent ein.
Dies scheint selbst unter Alkoholeinfluss der Fall zu sein. Laut ADAC ist vielen Verkehrsteilnehmern offensichtlich nicht bewusst, dass sich bereits ein scheinbar geringer Alkoholanteil, wie etwa zwei Gläser Bier, schon negativ auf die Fahrtüchtigkeit auswirken kann. So liegt der Promille-Wert bei einem Mann mit ca. 75kg Körpergewicht, nach zwei Gläsern Bier, bei 0,38 Promille. Bei einer Frau mit dem gleichen Körpergewicht und der gleichen Menge Bier liegt der Wert bereits bei 0,44 Promille.
Auch der Einfluss von Drogen wie Cannabis führt zu immer mehr Unfällen. Daher werden immer mehr Polizeibeamte auf das Erkennen von Autofahrern unter Drogeneinfluss geschult. Denn trotz deutlicher Beeinträchtigung wie dem Nachlassen der Sehkraft oder motorischen Störungen, setzen sich viele Personen nach dem Konsum von Cannabis oder anderen Drogen noch ans Steuer. Doch wer von der Polizei kontrolliert wird, dem drohen empfindliche Strafen. Anders als beim Promille-Wert lassen sich bei Cannabis keine Grenzwerte identifizieren. Daher werden hier die Strafen höher angesetzt. Kommt es unter Cannabis-Einfluss zu einem Verkehrsunfall, droht dem Fahrzeugführer im schlimmsten Fall sogar eine Freiheitsstrafe.
Fazit: Frau schlägt Mann
Rein statistisch gesehen, sind Frauen vielleicht nicht die besseren, aber die sichereren Autofahrer. Unabhängig vom Geschlecht sollte auf das Fahren unter Alkohol- bzw. Drogeneinfluss gänzlich verzichtet werden. Auch die Auswirkungen von Wut und Stress auf das Fahrverhalten sollten nicht unterschätzt werden. Auch das gilt sowohl für Männer als auch für Frauen.