Saisonaler Wechsel zwischen Sommer- und Winterreifen oder einfach Ganzjahresreifen kaufen?
Anforderungen, Vorteile und Auswahlkriterien
Seit 2006 herrscht in Deutschland die Winterreifenpflicht, im Jahr 2010 wurde sie nochmals konkretisiert. Der dazugehörige Paragraph (§2 Abs. 3 a StVo) besagt: „Bei Kraftfahrzeugen ist die Ausrüstung an die Wetterverhältnisse anzupassen. Hierzu gehören insbesondere eine geeignete Bereifung und Frostschutzmittel in der Scheibenwaschanlage.“ Ein Vergehen gegen diesen Paragraphen kann mit einem Bußgeld und einem Punkt in Flensburg geahndet werden. Doch nicht nur eine Strafe kommt auf einen zu. Im Falle eines Verkehrsunfalls kann es dazu führen, dass die Versicherung nicht für den entstandenen Schaden aufkommt.
Besser geschützt mit Winter oder Ganzjahresreifen?
Nicht nur aus versicherungs- oder strafrechtlichen Gründen sollte man die Nutzung von Winterreifen in Betracht ziehen, sondern auch der eigenen Sicherheit zuliebe. Tests haben ergeben, dass selbst ein schlechter Winterreifen bei Schnee nur etwa die Hälfte des Bremswegs benötigt als ein guter Sommerreifen. Die besten Winterreifen schaffen sogar Bremswege von nur rund 30 Prozent eines Sommerreifens bei winterlichen Verhältnissen.
Es muss zudem beachtet werden, dass Winterreifen nicht nur bei Schnee Schutz bieten, sondern allgemein bei schlechten Wetterverhältnissen wie Regen, Glätte oder Hagel, also im Schnitt 185 Tage im Jahr (dies entspricht der durchschnittlichen Anzahl von Tagen mit schlechten Wetterverhältnissen in einem Jahr). Auch moderne Technologien wie ESP oder ABS nützen bei einer falschen Bereifung wenig bis gar nichts.
Doch auch Ganzjahresreifen (auch als Allwetterreifen bezeichnet) werden immer besser. Früher als fauler Kompromiss zwischen Sommer- und Winterreifen verschrien, der weder das eine noch das andere gut beherrscht, gelten sie heute als echte Alternative. Doch für wen kommen Ganzjahresreifen wirklich infrage, und wer setzt besser auf den saisonalen Wechsel von Sommer und Winterreifen? Dieser Ratgeber gibt die Antworten darauf.
Was sind die Unterschiede zwischen Sommerreifen und Winterreifen?
Die wesentlichen Unterschiede sind mit Sicherheit die Gummimischungen und die Profile der jeweiligen Reifen. Bei den Sommerreifen entwickelt sich der optimale Grip bei einer Temperatur von +10 bis +30 Grad und einer trockenen Fahrbahn. Bei Winterreifen sieht das ein wenig anders aus, diese kommen bei Temperaturen von -20 bis +10 Grad am besten weg. Winterreifen haben eine höhere Wasserableitung, derbere Profile und eine weichere Gummimischung. Dementsprechend greifen sie auch besser, wenn die Fahrbahn glatt ist.
Man kann auch mit Winterreifen bei höheren Temperaturen fahren, aber Fakt ist, dass der Verschleiß größer wird und die Reifen sich dann schneller abnutzen, eben weil sie über eine weichere Gummimischung verfügen, als die Sommervariante.
Welche Anforderungen sollten Winterreifen erfüllen?
Ob etwa Oktober ist in Deutschland die Zeit der Winterreifen. Für viele stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, welche Anforderungen ein solcher Reifen erfüllen muss. Zuallererst sollte man wissen, dass seit 2010 eine sogenannte konkrete Winterreifen-Pflicht in Deutschland gilt. Demnach ist bei Schneematsch, Schneeglätte, Reifglätte sowie Glatteis eine entsprechende Bereifung gesetzlich vorgeschrieben. Interessant dabei ist, dass die Bezeichnung „Winterreifen“ in der Straßenverkehrsordnung keine Verwendung findet. Die Reifen müssen als für den Winter geeignete Reifen gekennzeichnet sein („M+S“, Schneeflockensymbol). Das Profil der Winterreifen sorgt bei winterlichen Straßenverhältnissen für den nötigen Halt.
Eine konkrete Antwort, wann die Winterbereifung aufgezogen werden sollte, bleibt der Gesetzgeber schuldig. Fakt ist, dass sie bei den oben genannten Wetterverhältnissen vorhanden sein muss, ansonsten drohen Konsequenzen wie Bußgelder oder der Verlust des Versicherungsschutzes. Um der Winterreifenpflicht Genüge zu tun, empfehlen Experten die Montage nach der O-bis-O-Regel. Heißt im Klartext: Von Oktober bis zu dem Wochenende nach dem Osterfest bleiben die Winterreifen am Auto.
Winterreifen sind auf kalte und glatte Straßenverhältnisse zugeschnitten und bieten die beste Sicherheit. Damit der Reifen für den Winter die an ihn gestellten Ansprüche erfüllen kann, wurde bei ihm im Gegensatz zum Sommerreifen eine andere Materialmischung verwendet. Um Griffigkeit und Flexibilität zu gewährleisten, ist der Anteil an Naturkautschuk besonders hoch. Beim Sommerreifen fällt er dagegen äußerst gering aus. Zudem hat der Winterreifen eine abweichende Profilform und –tiefe. Der Sommerreifen besitzt einen sogenannten Wischkanteneffekt zur Verdrängung von Wasser auf nassen Fahrbahnen. Der Winterreifen ist mit einem Griffkanteneffekt ausgestattet. Die Rillen des Profils sind breit. Beim Anfahren drückt sich der Schnee in die Rillen und gibt Grip. Passiert das auf festgefahrenem Schnee tritt die Schnee-Schnee-Reibung in Aktion, die jeder Winterreifen mitbringen sollte. Hier kommt ebenfalls wieder der Griffkanteneffekt ins Spiel und eine ausreichende Profiltiefe, die sowohl bei neuen als auch bei älteren Winterreifen von großer Bedeutung ist. Das Gesetz schreibt diesbezüglich eines Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter vor. Die richtige Profiltiefe lässt sich ganz einfach mit einem Zwei-Euro-Stück feststellen: Steckt man dieses hinein und ist der silberne Rand verdeckt, reicht das Reifenprofil aus.
Vorteile von Ganzjahresreifen
Bei Allwetterreifen handelt es sich um Autoreifen, welche das ganze Jahr über verwendet werden können. Sie werden folglich auch Ganzjahresreifen genannt.
Allwetterreifen haben einen großen Vorteil, denn man muss nicht ständig umrüsten und zwei Sätze Autoreifen erwerben. Diese Reifen sind besonders gut für Pkws geeignet, die eine geringe Jahreskilometerleistung haben. Allwetterreifen sind außerdem optimal für Fahrzeuge mit guten Wintereigenschaften geeignet, wie z. B. Allradantrieb und Frontantrieb. Diese Auto-Typen kommen bei Schnee grundsätzlich besser voran als ein heckbetriebenes Fahrzeug.
Auswahlkriterien für die Reifen
Allwetterreifen sind jedoch stets mit Vorsicht zu genießen. Schon bei wenig Schnee bieten Winterreifen mehr Sicherheit. Wer sich für Allwetterreifen interessiert, sollte daher vorher überlegen, in welche Region man mit dem Fahrzeug fährt. Die Reifen eignen sich besonders gut für das Flachland und Großstädte. Pendler, die generell früh am Arbeitsplatz erscheinen müssen, sollten ganz auf Allwetterreifen verzichten. Gerade in den frühen Morgenstunden sind die Straßen meistens noch nicht geräumt. Wenn dann mehr als fünf Zentimeter Schnee auf der Fahrbahn liegen, sind Winterreifen eine viel besser geeignete Alternative als Allwetterreifen. Ob man sich für Ganzjahresreifen entscheidet, muss jeder selbst wissen. Die Auswahl ist von verschiedenen Faktoren abhängig und dazu gehören persönliche, geografische sowie fahrzeugbezogene Daten. Wer im Gebirge wohnt oder dort seinen Urlaub verbringt, sollte ebenfalls auf Allwetterreifen verzichten. Auch Geschäftsleute die Termine pünktlich wahrnehmen müssen, sollten lieber zu Winterreifen greifen. Besonders in harten Wintern mit viel Schnee sollte man die Allwetterreifen nicht verwenden, sondern eher zu Winterreifen tendieren.
Darauf muss man im Winter besonders achten
Im Gegensatz zu Winterreifen sind Ganzjahresreifen nicht ausschließlich für das Fahren auf Schnee, Schneematsch und Eis geeignet. Sie sind nicht komplett darauf ausgerichtet und deshalb sollte man mit Ganzjahresreifen im Winter vorsichtig fahren. Zudem sollte man beachten, dass der Begriff „Allwetterreifen“ nicht geschützt ist. Das bedeutet, dass er von jedem Hersteller verwendet werden darf.
Achtung: Ganzjahresreifen dürfen nicht überall verwendet werden! In einigen Ländern gilt strikte Winterreifenpflicht, wie z. B. in Österreich. Man sollte sich zudem nicht alleine wegen des Geldbeutels für die Ganzjahresreifen entscheiden, denn die Sicherheit steht an erster Stelle.
Fazit
Aus Kosten- und Zeitgründen entscheiden sich immer mehr Autofahrer für Ganzjahresreifen. Wie ihr Name verrät, dürfen sie das gesamte Jahr über auf dem Fahrzeug verbleiben. Das hört sich praktisch an, kommt aber nicht in jedem Falle in Betracht. Ganzjahresreifen sind zwar allen Wetterbedingungen gewachsen - aber nur solange, wie diese in einem normalen Rahmen bleiben. Möchte man etwa zum Winterurlaub ins Gebirge aufbrechen, stoßen die Allwetterreifen schnell an ihre Grenzen. In Städten oder im Flachland stellen Ganzjahresreifen allerdings eine geeignete Alternative dar. Wer hier wohnt, kann mit ihnen getrost auf den lästigen saisonalen Wechsel zwischen Sommer- und Winterreifen verzichten.