Der Thorium Antrieb: 100 Jahre fahren ohne Tankstopp
Science Fiction für den Tank – Emissionsfrei dank radioaktivem Antrieb
Betrachtet man Science Fiction Filme aus dem vorigen Jahrhundert, hatte sich die Menschheit die Zukunft jenseits des Jahres 2.000 wohl etwas anders vorgestellt. Gerade was Mobilität angeht sollte es mittlerweile mindestens fliegenden Autos geben, die von Müll angetrieben werden. Nun - so weit wollen wir nicht gehen, aber seit geraumer Zeit arbeitet die US-Amerikanische Firma Laser Power Systems (LPS) an einem Antriebssystem, das selbst Superhelden wie Batman vor Neid erblassen lassen würde: dem Thorium Motor.
Was ist Thorium?
Thorium ist ein radioaktives Metall, das 1828 vom schwedischen Chemiker Jons Jakob Berzelius entdeckt wurde und zu den dichtesten Materialien der Natur gehört. Das chemische Element, dessen Name an den nordischen Helden Thor angelehnt ist, trägt im Periodensystem die Ordnungszahl 90. Das Metall kommt in der Natur dreimal häufiger vor als Uran, ist weniger radioaktiv und erzeugt somit deutlich weniger Umweltschäden. Durch seine enorme Dichte kann Thorium große Mengen Hitze erzeugen, die zum Beispiel in Form eines Antriebs genutzt werden können. Eine Kettenreaktion wie bei Uranreaktoren soll bei Thorium ausgeschlossen werden können. Dennoch handelt es sich um einen radioaktiven Stoff, der ein schwer kalkulierbares Gefahrenpotential birgt.
Wie funktioniert der Thorium-Antrieb?
LPS experimentiert mit kleinen Mengen Thorium, deren erzeugte Hitze für einen Laser genutzt wird. Dieser erhitzt Wasser und treibt durch den entstehenden Wasserdampf eine Turbine an, die Strom erzeugt und einen Elektromotor antreibt. Und das höchst effektiv: schon 1 Gramm Thorium soll laut LPS die gleiche Energie erzeugen wie 28.000 Liter Benzin. Demnach reichen acht Gramm aus, um ein Auto 100 Jahre lang ohne Tankstopp anzutreiben. Schadstoff-Emissionen können bei dieser Kraftstoffart zudem komplett ausgeschlossen werden.
Ganz neu ist diese Idee allerdings nicht. Bereits in den 1960er Jahren forschte die USA an Thoriumreaktoren zur Stromgewinnung. Im Rahmen der Atomaren Wettrüstung des kalten Krieges konzentrierte man sich dann jedoch auf die Entwicklung von Uranreaktoren. Länder wie China oder Norwegen haben die Forschung mit Thorium vor einiger Zeit wieder aufgegriffen um Optionen für die Energieversorgung der Zukunft zu liefern. In der Automobilindustrie präsentierte der US-Fahrzeughersteller Cadillac erstmals auf der Chicago Auto Show 2009 die Cadillac World Thorium Fuel (WTF) Konzept-Studie, bei der ein Thorium Antrieb zur Verwendung kam.
Laser Power Systems möchte den Thorium-Antrieb jetzt zur Serienreife bringen und konzentriert sich auf die Weiterentwicklung des World Thorium Fuel Motorenkonzepts von Cadillac. Aktuelle Varianten des Antriebs wiegen lediglich 250 Kilogramm und lassen sich laut Hersteller problemlos in jedes konventionelle Auto einbauen. Wie LPS allerdings die abgegebene Strahlung in den Griff bekommen möchte, um volle Sicherheit für Mensch und Umwelt zu gewährleisten, ist noch unklar. Angaben zu möglichen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten eines Thorium-Fahrzeugs wurden bislang auch noch nicht gemacht.