Was tun bei Hochwasserschaden am Auto?

Achtung bei Schäden am Fahrzeug durch Hochwasser

[06.06.2016] Ratgeber | gl

Die Wetterkapriolen die dieser Tage über Deutschland hereinbrechen haben in einigen Landstrichen zu erhebliche Unwetterschäden und unglücklicherweise auch zu Personenschäden geführt. Die anhaltende Schlechtwetterlage "Tief Mitteleuropa" bezeichneten Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) unlängst als "absolut außergewöhnlich". Regenmengen von nicht selten über 100 Liter Regen pro Quadratmeter, ließen kleine Bäche zu reißenden Strömen anschwellen. Hochwasser bedrohte von einer Minute auf die andere nicht nur kleine, ländliche Gemeinden sondern auch Großstädte wie Bonn. Eine Besserung der Wetterlage ist erst zum Ende dieser Woche in Sicht. Doch was tun Geschädigte, deren Auto vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen wurde?

Werkstatt
Nach einem Hochwasserschaden sollten Sie das Fahrzeug von einem Fachmann begutachten lassen, Foto: wavebreakmedia

Fahrzeug nicht ohne weiteres Starten

Wie groß die Hochwasserschäden ausfallen, lässt sich in der Regel erst beziffern, wenn das Wasser zurückweicht und Straßen und Gebäude wieder freigibt. Zahlreiche Fahrzeuge wurden von den Fluten weggespült oder unter Wasser gesetzt. Doch auch wenn das Auto von außen unbeschädigt aussieht, raten Experten zur Vorsicht. Starten Sie nicht ohne weiteres die Zündung, da eine fehlerhafte Wiederinbetriebnahme schlimme Folgen für Motor und Fahrzeugtechnik nach sich ziehen kann. So kann zum Beispiel der Katalysator durch unverbrannten Kraftstoff beschädigt werden oder Wasser in den Zylinder eingedrungen sein, was beim Motorstart einen kapitalen Motorschaden verursachen könnte. Ein Laie kann einen solchen Schaden nicht ohne Weiteres erkennen, auch wenn ein nasser Luftfilter beziehungsweise Wasser im Luftfilterkasten ein mögliches Indiz wäre. Daher sollte der Wagen vor dem Starten von einem versierten Kfz-Fachmann inspiziert und überprüft werden.

Nach Motorstart Bremswirkung prüfen

Sofern das Auto jedoch nur bis zu Türunterkante im Wasser stand, kann davon ausgegangen werden, das die Fahrzeugelektronik ebenso wie der Motor nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dennoch ist auch in diesem Fall Vorsicht geboten, da durch Ablagerungen von Schmutz und Wasser die Bremswirkung stark beeinträchtigt sein könnte. Daher sollten Sie vorsichtig anfahren und nach wenigen Metern vorsichtige Bremsversuche machen, um die Beschaffenheit der Bremsbeläge zu prüfen. Ist diese vermindert, muss der Schmutz zuerst von den Bremsen entfernt werden, bevor Sie die Fahrt fortsetzen können.

So trocknen Sie den Innenraum des Autos

Sollte das Fahrzeug großflächig überflutet worden sein, ist meist eine Trocknung des gesamten Innenraums notwendig. An den tiefsten Stellen des Fahrzeugs gibt es für einen solchen Fall Stopfen, die Sie entfernen können, damit das Wasser ungehindert abfließen kann. Diese finden Sie in der Regel unter den Sitzen oder in der Ersatzradmulde. Ist das Wasser vollständig abgeflossen, sollten Sie alle Fahrzeugtüren öffnen und das gesamte, beweglich Interieur entfernen, um es an einem geeigneten Ort vollständig zu trocknen. Vorsicht ist allerdings bei Bauteilen geboten, die der Sicherheit dienen. So dürfen zum Beispiel Seitenairbags oder Fahrzeugsitze nur vom Fachmann ausgebaut werden. Sonstige Textilteile, die fest mit der Karosserie verbunden sind, können mit einem Heizlüfter getrocknet werden. Achten Sie dabei jedoch darauf, dass der Heizlüfter mit einer ausreichenden Distanz zum Fahrzeug aufgebaut wird, da ansonsten Brand- oder Schmorschäden durch die heiße Luft entstehen können.

Totalschaden durch Hochwasser?

Stand das Fahrzeug bis über die Oberdachkante unter Wasser, ist in der Regel von einem Totalschaden auszugehen. Derartige Hochwasserschäden sind zwar meist von der Teil- oder Vollkaskoversicherung abgedeckt, jedoch muss gegebenenfalls ein Gutachter hinzugezogen werden, um den Schaden zu verifizieren. Sollte kein Totalschaden vorliegen, empfiehlt es sich, sich bei der Werkstatt einen schriftlichen Kostenvoranschlag unterbreiten zu lassen, bevor man die Reparaturarbeiten in Auftrag gibt.