Der Autoschlüssel im Wandel
Vom klassischen Bartschlüssel zum elektronischen Schließsystem
Der klassische Autoschlüssel zum Öffnen, Starten und Schließen eines Kraftfahrzeugs, hat in den letzten Jahrzehnten einen faszinierenden Wandel erlebt. An die Stelle der ursprünglichen Wendeschlüssel mit Bart sind Hightech-Schließsysteme getreten, die zahlreiche Vorteile aber auch neue Gefahren mit sich bringen. Dank moderner Technik bieten heutige Autoschlüssel zahlreiche Features und müssen mittlerweile nicht mal mehr aus der Tasche genommen werden, um das Fahrzeug zu öffnen. Mit den klassischen Zündschlüsseln von damals haben diese Funschlüssel kaum noch etwas gemeinsam.
Der klassische Autoschlüssel
Bis vor wenigen Jahren kam bei den meisten Automodellen noch der klassische Autoschlüssel mit Schlüsselbart zum Einsatz. Durch einstecken in ein sogenanntes Einsteckschloss an der Fahrer- oder Beifahrertür und anschließendes drehen, wird der Schließmechanismus im Inneren der Autotüre entriegelt oder verschlossen. Ein solches Schloss funktioniert durch eine Verriegelungsvorrichtung, die durch einen Schließzylinder betätigt wird. In diesem befinden sich unterschiedlich große Kernstifte, deren Länge auf das Profil des Bartschlüssels angepasst sind. Dadurch lässt sich der Zylinderkern nur durch den dazugehörigen Bartschlüssel öffnen und blockiert fremde Schlüssel. Zum starten des Motors muss der Autoschlüssel in das Zündschloss eingeführt werden. Daher ist auch häufig die Rede von einem Zündschlüssel.
Der Funkschlüssel – Schon lange keine konventionelle Fernbedienung mehr
Die Einführung der Funktechnik im Bereich der Autoschlüssel erfolgte in den 1990er Jahren. Damals ging der Funkschlüssel (auch Tasten Klappschlüssel) unter dem Dach von Siemens Automotive, heute Continental Automotive, in Serie. Seit dem hat sich in diesem Segement viel getan. Heute verwenden fast alle Automarken sogenannte Keyless Systeme (auch "Keyless Go" oder "Keyless Entry" genannt), die zahlreiche Vorteile bringen, aber aus Sicherheitsaspekten auch kritisch betrachtet werden müssen. So kann ein moderner Funkschlüssel das Fahrzeug ab einer gewissen Distanz automatisch entriegeln. Für den Zündvorgang muss er häufig nicht mal mehr das Zündschloss eingeführt werden. Es reicht aus, wenn der Schlüssel im Cockpit verfügbar ist. Der Motor wird dann einfach per Tastendruck gestartet.Das alles geschieht mittels Funk.
Funkschlüssel funken im sogenannten ISM-Band in einem Bereich zwischen 433 und 434 Megahertz und kommunizieren mit dem Responder des Autos. Diese Signale können von Dieben durch verschiedene Methoden abgefangen und analysiert werden, um im Anschluss das Eindringen in das Auto zu ermöglichen. Hierbei wird der Master-Key, ein mathematischer Schlüsselcode, ausgelesen. Diese Zeichenkette kann vom Angreifer durch verschiedene Algorithmen nachgebaut werden, um ihm Zugang zum Fahrzeuginneren zu verschaffen. Um dies zu verhindern, statten die Fahrzeughersteller, bzw. deren Zulieferer, das technische Innenleben im Gehäuse der Autoschlüssel immer komplexer aus, um das Abgreifen des Schlüssel-Codes zu erschweren.
Der Funkschlüssel bietet im Gegensatz zum klassischen Wendeschlüssel den Vorteil, auch bei extrem niedrigen Temperaturen zuverlässig zu funktionieren. Selbst bei Temperatur unter minus 20 Grad Celsius bleibt der Mechanismus funktionstüchtig. So kann man auch ohne Schlossenteiser das Auto problemlos öffnen. Zusätzlich haben die Entwickler die Stromversorgung der Fernbedienung optimiert. Frühere Funkschlüssel wurden mit herkömmlichen Batterien betrieben. Waren diese leer musste das Gehäuse des Schlüssels geöffnet werden, um neue Batterien einzusetzen. Mittlerweile kommen im Schlüsselinneren jedoch bei vielen Fahrzeugmodellen Akkus zum Einsatz, die sich automatisch über eine Ladeschale aufladen lassen.
Wie verhalte ich mich beim Verlust eines Funkschlüssels?
Bei einem Schlüsselverlust raten Experten dazu, möglichst schnell zu handeln und auch die Polizei zu informieren. Denn es besteht die Gefahr, dass der Schlüssel nicht etwa zu Hause unter dem Sofakissen liegt, sondern gestohlen wurde. Mit dem Ersatzschlüssel und dem Wagen sollten Autobesitzer umgehend eine Vertragswerkstatt aufzusuchen. Hier wird der verlorene Schlüssel nach Vorlage des Personalausweises und der Fahrzeugpapiere vom Fachmann auscodiert. Durch das Löschen der Wegfahrsperre, kann das Fahren des Autos durch unbefugte Personen verhindert werden. Geschieht diese vorbeugende Maßnahme nicht und es kommt letztendlich zum Diebstahl, greift unter Umständen der Diebstahlschutz der Vollkaskoversicherung nicht.
Jedoch muss der Fahrzeughalter beim Verlust eines solchen Schlüssels auf hohe Kosten gefasst machen. Denn der Zweitschlüssel muss im Anschluss beim Hersteller individuell neu programmiert und die Daten in einer Datenbank erneut archiviert werden. Die Kosten für den neuen Schlüssel variieren laut dem Zentralverband Deutsche Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) je nach Hersteller und Modell, können sich jedoch auf mehrere hundert Euro belaufen. Selbiges gilt für das Nachmachen oder Reparieren eines solchen Autoschlüssels.
Individualisierung von Autoschlüsseln
Um dem Autoschlüssel einen persönlichen Touch zu verleihen gibt es unterschiedliche Arten von Schlüsselanhängern. Um den Schlüssel zum Beispiel mit einem praktischen Mehrwert zu versehen, finden sich zahlreiche Gadgets die als Schlüsselanhänger fungieren. Am häufigsten verbreitet sind wahrscheinlich der Chip für den Einkaufswagen oder eine kleine Taschenlampe. Aber auch USB-Sticks, Feuerzeuge oder Flaschenöffner finden hier Verwendung. Zudem gibt es eine Vielzahl an Schlüsselbändern in allen möglichen Formen und Farben. Die Hänger reichen von hochwertigen Ledervarianten bis hin zu Do-It-Yourself Anhängern. Auch personalisierte Schlüsselanhänger kommen am Fahrzeugschlüssel häufig zum Einsatz.
Smartphone wird zum Autoschlüssel
Wenn es nach den Vorstellungen der Autohersteller geht, werden Autoschlüssel bald schon gar nicht mehr notwendig sein. Im Zuge der fortschreitenden Vernetzung könnte das Smartphone oder die Smartwatch diesen Job übernehmen. Durch eine App kann das Gerät alle relevanten Funktionen wie Öffnen, Starten und Schließen des Autos ermöglichen. Die Hersteller nutzen dafür die Vorteile der Near Field Communication (NFC) oder die Bluetooth Low Energy (BLE) Technik.
Diese virtuellen Autoschlüssel enthalten die Zugangsberechtigung zum jeweiligen Fahrzeug, die an ein Lesegerät übertragen wird. Verwendung findet diese Technik bereits bei Firmenflotten, Mietwagen-Unternehmen oder Car-Sharing-Diensten. Darüber hinaus sind über die App aber noch weitere Service-Funktionen verfügbar. So lassen sich ganz bequem individuellen Einstellungen wie die Sitz- und Spiegeleinstellungen oder der Lieblingsradiosender speichern. Darüber hinaus übermittelt das Fahrzeug wichtige Fahrzeug-Informationen wie die aktuelle Tankfüllung oder den Reifendruck an die App, so dass der Fahrer diese jederzeit verfügbar hat.