Allwetterreifen
Quelle: Nokian

Allwetterreifen im Winter

Wann sind Allwetterreifen erlaubt und was sind die Vor- und Nachteile?

[11.12.2019] Ratgeber | gl

Die Reifen gelten als eines der wichtigsten Teile am Auto: Schließlich sind sie das Bindeglied zwischen Fahrzeug und Fahrbahn. Daher sollte man grundsätzlich auf einwandfreie Pneus achten. Da in Deutschland seit 2010 die situative Winterreifenpflicht gilt, kommt gerade zur kalten Jahreszeit immer wieder die Frage auf, ob Allwetter-Reifen die richtige Wahl oder überhaupt noch erlaubt sind und was deren Vor- und Nachteile sind.

Gesetzliche Vorgaben: Die Winterreifenpflicht

Bereits seit dem Jahr 2010 gilt in Deutschland unter gewissen Wetterbedingungen die Winterreifenpflicht. So besagt § 2 Absatz 3a der Straßenverkehrsordnung, dass ein Fahrzeug bei Glatteis, Schneeglätte, Eis- oder Reifglätte ausschließlich mit sogenannten M+S Reifen gefahren werden darf. M+S ist die Abkürzung für Matsch & Schnee und die offizielle Bezeichnung für Reifen, die speziell für die oben genannten Witterungsverhältnisse ausgelegt sind. Gleiches gilt auch für Österreich. Hier ist die Winterreifenpflicht allerdings anders als in Deutschland an ein zeitliches Fenster vom 1. November bis zum 15. April gebunden. Wer also bei Glätte ohne Winterreifen unterwegs ist, riskiert nach StVo ein Bußgeld von bis zu 100 Euro. Bei eventuellen Unfällen muss der Einzelfall zwar detailliert geklärt werden, im schlimmsten Fall droht aber auch dem Geschädigten eine Teilschuld, sofern er mit Sommerreifen unterwegs war.

Unterschiedliche Gummimischung bei den Reifenarten

Die verschiedenen Reifenarten unterscheiden sich nicht nur optisch vom Profil, auch die Gummimischung variiert zwischen den einzelnen Reifentypen. So haben Sommerreifen eine deutlich härtere Materialzusammensetzung als Winter- oder Allwetterreifen, um auch bei sommerlichen Temperaturen auf heißem Asphalt für Fahr- und Bremsstabilität zu sorgen. Zudem ist das Profil für eine Aquaplaning-Resistenz und nicht für Schnee ausgelegt. Winterreifen hingegen haben eine weiche Gummimischung, um bei Minusgraden elastisch zu bleiben. Außerdem besitzen sie die typischen Lamellen in den Profilblöcken, die auch auf Eis und Schnee einen guten Grip ermöglichen.

Allwetterreifen sind letztlich ein Kompromiss aus diesen beiden Reifenarten. Auch sie haben die Winterreifen-typischen Lamellen, allerdings nicht ganz so gleichmäßig verteilt, sondern in den meisten Fällen nur im mittleren Teil der Lauffläche. Hier ist auch die Gummimischung weicher als die von Sommer- aber härter als die von Winterreifen. Auf diese Weise kombiniert diese Reifenart die Stärken der Saisonreifen, kommt im direkten Vergleich jedoch nicht an deren Testwerte heran.

Allwetterreifen Verbot 2018 – ein Missverständnis

Bei glatten und eisigen Straßenverhältnissen sind laut europäischer Richtlinie 92/93/EWG nur noch Reifenmodelle mit der M+S Kennzeichnung zulässig. Zusätzlich hat sich ein großer Irrglaube bei vielen Autofahrern eingeschlichen: Zwar gibt es seit dem 1. Januar 2018 neue Vorgaben bei der Winterreifenpflicht, ein generelles Verbot für Allwetterreifen wurde allerdings nicht ausgesprochen. Die Vorgabe besagt lediglich, dass bei winterlicher Witterung nur noch Reifen mit dem Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit einer Schneeflocke) erlaubt sind. Allwetterreifen, die vor dem 1. Januar 2018 hergestellt wurden, können aber noch bis zum 30. September 2024 gefahren werden.

Fahreigenschaften von Allwetterreifen

Im Vergleich zu Winterreifen sorgen die Allwetterreifen auf Eis und Schnee für eine geringere Fahrstabilität. Unabhängige Tests zeigten sowohl schlechtere Handling-Eigenschaften als auch längere Bremswege im Vergleich zu Winterreifen. Auch im Sommer schneiden die Ganzjahresmodelle im Fahr- und Bremstest deutlich schlechter ab, als echte Sommerreifen. Ein weiterer negativer Aspekt der Ganzjahresreifen ist der höhere Verschleiß, aufgrund der weicheren Gummimischung. Ein Lichtblick: Wegen der in den letzten Jahren immer höheren Beliebtheit von Allwetterreifen, fand eine deutlich positive Entwicklung statt und große, namhafte Hersteller investierten viel in die Entwicklung neuer Ganzjahrespneus. Wer im Winter aber mehr als nur im Stadtverkehr unterwegs ist, sollte nach wie vor zu saisonalen Winter- und Sommerreifen greifen.