Red Bull will nicht zum Titel rollen
Weltmeisterschaft mit Stil
Auf Nummer sicher zu gehen, ist heutzutage stark im Trend, schließlich gibt es auch so noch immer genug Risikofaktoren, die einem einen Streich spielen könnten. Bei Red Bull will man in Japan aber auf keinen Fall auf Nummer sicher gehen, sondern Sebastian Vettels zweiten WM-Titel nach Möglichkeit mit einem Sieg nach Hause fahren, statt sich lediglich darauf zu konzentrieren, den letzten Punkt zu holen, der noch notwendig ist. Wobei auch mit vollem Angriff das Risiko nur relativ gering ist, schließlich müsste Jenson Button alle verbleibenden Rennen gewinnen, sollte Vettel in diesem Jahr keinen einzigen Punkt mehr holen.
"Ich denke, wir müssten es wirklich hart probieren, wenn wir noch verlieren wollen. Es sind nur noch zwei Fahrer übrig und theoretisch ist es ein Punkt, aber es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Daher will das österreichische Team mit der gleichen Herangehensweise nach Japan fahren wie zum Rennen in Singapur und den Grands Prix davor. "Wir wollen in Japan unser Bestes geben und sicherstellen, dass wir den einen Punkt holen. Wir werden aber auch auf Sieg fahren. Es wäre toll, den Job mit Stil zu beenden - und das wäre Sebastians neunter Sieg in diesem Jahr. Es war bislang, fünf Rennen vor Schluss, eine phänomenale Saison."
Pushen bis zum Ende
Dass in Suzuka der nächste Sieg gelingen könnte, ist nicht unwahrscheinlich, schließlich ist das Layout des Kurses mit seinen schnellen Kurven wie für den RB7 gemacht. Aber selbst wenn der Titel dort gesichert werden sollte, will Red Bull danach nicht nachlassen. "Suzuka ist eine Strecke, auf der Seb in den vergangenen Jahren geglänzt hat. Es ist eine Strecke, auf der das Auto gut ausgesehen hat und es wäre toll, den Job dort zu Ende zu bringen. Aber es sind noch fünf Rennen übrig und wir werden bis zum Ende der Meisterschaft so hart pushen wie es geht. Ich habe in Singapur erst in den letzten zehn Runden gefragt, wie es mathematisch aussieht, denn unser Fokus liegt auf den Rennen, nicht der Weltmeisterschaft", sagte Horner.
Dennoch hat man bei Red Bull die Rückflüge für das Teampersonal bereits alle auf Montag verschoben, damit auch keiner die geplante WM-Party versäumt. Denn laut Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko ist wohl so oder so kaum mehr ein Ausrutscher möglich. "Das Feld hinter Vettel ist so dicht, dass keiner alle Rennen gewinnen wird. Aber uns fehlt noch ein Punkt, wir sind noch nicht ganz da", meinte der Grazer.
Unglaubliche Harmonie
Für Marko ist der Erfolg von Red Bull vor allem eine Teamleistung, so spielt auch das Design von Adrian Newey, die richtige Taktik am Kommandostand und das Zusammenspiel alle Mitarbeiter eine Rolle. Vettel ist allerdings ein wichtiger Baustein. "Man kann sich immer auf ihn verlassen. Es ist aber nicht nur Sebastian. Es ist eine unglaubliche Harmonie im Team." Und das Team will sich eben für den Rest der Saison nicht damit zufriedengeben, den Titel im Sack zu haben. "Wir wollen alle noch ausstehenden Rennen gewinnen", betonte Marko.
Denn bei Red Bull will man auch die Emotionen hoch halten. Schließlich ist der zweite Titelgewinn wohl keine so hoch emotionale Angelegenheit mehr wie der erste, der voriges Jahr beim Saisonfinale in Abu Dhabi auf recht dramatische Weise gewonnen wurde. "Beim ersten Titel waren wir irrsinnig überwältigt. Jetzt sind wir gefasster, aber es ist auch eine Bestätigung." Und nicht nur eine Bestätigung für Red Bull, sondern auch für die Konkurrenz, die sich früher teilweise etwas abfällig über das Team geäußert hatte. Lewis Hamilton hatte dieses Jahr beispielsweise gemeint, Red Bull sei kein Hersteller, sondern ein Energy Drink Produzent. "Schön langsam sollten alle verstehen, dass es uns ernst ist, was wir hier machen", erklärte Marko.