Malaysia als nächster Test für McLarens Stärke
In Melbourne wurde das Benzin knapp
"Das war gar keine Verarsche. Ich musste mich im Rennen selbst kneifen, um sicherzustellen, dass ich nicht träume", sagte Australien-Sieger Jenson Button am Sonntagabend in Melbourne. Der McLaren-Pilot hatte kurz zuvor relativ sicher das Rennen nach Hause gefahren und schon am Tag zuvor hatte das Team das Qualifying dominiert. Das veranlasste einige zu der Meinung, der britische Rennstall hätte sich im Winter ordentlich zurückgehalten, um dann beim Saisonstart auftrumpfen zu können. Button widersprach dem aber vehement. "Nach dem Qualifying sah ich zu Lewis rüber und sagte: 'Hast du gedacht, wir würden so schnell sein?' Er meinte: 'Nein.'"
Fest steht in jedem Fall, dass in Malaysia kommendes Wochenende eine etwas konventionellere Rennstrecke auf die F1-Welt wartet, die mit langen Geraden und schnellen Kurven eine etwas andere Herausforderung darstellt. Dazu musste McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh allerdings einräumen, dass seine Fahrer in Australien von Runde acht weg im Benzinspar-Modus fuhren. "Wir waren mehr als nur an der Grenze. Wären wir ungebremst gefahren, dann wären wir mit keinem der beiden Autos ins Ziel gekommen. Von Runde acht weg haben wir ernsthaft Benzin gespart. Wir hätten ohne Zweifel etwas schneller gekonnt. Wir hatten hier ein schnelles Auto und hätten einen Eins-Zwei-Sieg holen sollen, aber wir sind nicht unzufrieden damit, wo wir sind", sagte Whitmarsh.
Red Bull hielt sich für ebenbürtig
Die Konkurrenz gestand McLaren zu, dass das Auto schnell ist, dominant hatte man das Team aber nicht erlebt. Vor allem bei Red Bull gab es aufatmen, da man nach dem nicht ganz so guten Qualifying im Rennen einigermaßen mithalten konnte. "Wir wussten von den Wintertests, dass McLaren stark ist, aber ich denke, unsere Rennpace war gestern ebenbürtig", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Malaysia ist etwas ganz Anderes. Hier sind kurze Kurven, es ist wellig, es gibt nicht viele schnelle Kurven. Aber Malaysia bietet das, also denke ich, es wird interessant zu beobachten, wie schnell sie dort sind."
Whitmarsh musste dazu allerdings anmerken, dass Button das Rennen in Australien kontrolliert hatte und nur wirklich dann aufs Gas stieg, als er musste - etwa als Sebastian Vettel nach dem Safety Car in DRS-Nähe hätte kommen können. Da setzte sich Button relativ rasch ab, bevor der verstellbare Heckflügel wieder freigegeben war. Dass Vettel überhaupt auf Platz zwei ankam, machte Whitmarsh am ungünstigen Zeitpunkt des Safety Cars aus. "Wir holten leider beide Autos rein und sofort danach kam das Safety Car - das kostete uns zehn Sekunden. Hätten wir keinen Doppelstopp gemacht und ihn [Hamilton] eine weitere Runde draußen gelassen, wäre er vor Seb geblieben. Wir hatten die Pace und die Leistung", betonte Whitmarsh.
Fragezeichen schnelle Kurven
Mark Webber war dennoch erleichtert, dass Red Bull an McLaren dran war. Nach dem Qualifying hatte er schon seine Zweifel gehabt. "Es ist nie schön, wenn man weiß, dass man aus dem Spiel draußen sein könnte. Das sind wir aber eindeutig nicht." Darf man Whitmarsh glauben, dann könnte Malaysia aber entgegen der Annahme von Horner eher McLaren liegen. "Der Barcelona-Test hat uns gezeigt, dass wir in den schnellen Kurven besser sind als Red Bull. Ihr Vorteil liegt bei der Traktion", sagte der McLaren-Teamchef.
Dem musste auch Mercedes-Teamchef Ross Brawn zustimmen. Nach seiner Meinung hatte sich McLaren mit dem Aerodynamik-Upgrade in Barcelona stark gesteigert. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug meinte nur: "Wir könnten in Malaysia etwas völlig Anderes erleben."