Horner erwartet Vettel 2012 noch besser
Unschuldslamm mit Killerinstinkt
Red Bull Racing hat sich nicht vorgenommen, die letzten Saisonrennen einfach nur gemütlich mitzunehmen, nachdem Fahrer- und Konstrukteurs-Titel im Sack sind. Dazu sind sie auch mit Blick auf 2012 einfach zu wichtig. "Wir arbeiten mit Hochdruck am Wagen für die nächste Saison: Die letzten Rennen liefern uns wichtige Erkenntnisse, wie wir uns noch verbessern müssen", meinte Teamchef Christian Horner laut Welt online.
Wichtig wird es dann auch sein, dass Mark Webber wieder in voller Form auftritt. 2011 war nicht das Jahr des Australiers. Laut Horner hatte er von Anfang an größere Probleme mit dem Auto als Sebastian Vettel. "Er ist nie in die Saison hereingekommen, während sich Seb in eine Art Rausch fuhr", sagte der Teamchef. Wichtig war es ihm trotzdem, dass sich kein Fahrer benachteiligt fühlte, gleichzeitig betonte er, dass es ihm nur lieb ist, zwei gleichstarke Piloten zu haben. "Das erhöht die Chancen auf den Titelgewinn. Ich bin ein kühler Rechner."
Man muss nicht autoritär sein
Dazu gehört es auch, hin und wieder seinen Fahrern die Meinung zu sagen. Das macht er auch mit Vettel, obwohl er ein gutes Verhältnis zum Deutschen hat und es bei Red Bull generell flache Hierarchien gibt. "Ich muss nicht autoritär sein, um Seb die Meinung zu sagen." Ein Anlass dazu hätte das Rennen in Indien sein können, als Vettel in der letzten Runde unbedingt noch die schnellste Runde drehen musste, obwohl es nicht notwendig war.
Horner versteht aber, dass der Weltmeister manchmal nicht aus seiner Haut heraus kann. "Er ist ein Vollblutrennfahrer, auf dem Fußballfeld wäre er ein Mittelstürmer. Ein Wayne Rooney, der immer Tore schießen will. Er hat sich nach seiner kleinen Show bei mir entschuldigt. Sebastian ist vernünftig. Ich glaube nicht, dass er bis an die Grenze gegangen ist. Er wollte vielleicht etwas für seine Statistik tun", sagte der Brite. Deswegen musste er auch festhalten, dass Vettel Rekorde vielleicht nicht so unwichtig sind, wie er das manchmal vorgibt.
Alles im Blick
Ungeachtet dessen gibt es viel, das Horner an dem Deutschen schätzt. So ist er in der Lage, in kurzer Zeit viele Informationen aufzunehmen. "In Valencia zum Beispiel haben wir Mark die harten Reifen aufgezogen und Seb nichts davon erzählt, weil wir nicht wollten, dass er noch mehr ans Limit geht. Plötzlich fragte er über Funk, welche Zeit Mark auf den harten Reifen fährt. Wir haben uns am Kommandostand gefragt, wer das ausgeplaudert hat. Niemand. Sebastian hatte sich auf dem großen Bildschirm an der Strecke selbst informiert."
Ein anderes Beispiel war China, als es sehr rutschig war und Vettel wissen wollte, an welcher Stelle die meisten Autos abgeflogen waren, um sich darauf vorzubereiten. "Er hat neben dem Fahren noch den Überblick. Er hört nie auf nachzudenken. Das ist eine seiner großen Stärken", betonte Horner. Schwächen fielen dem Teamchef dafür keine ein, vielmehr sei es so, dass Vettel Speed, Intelligenz und Persönlichkeit in sich vereine, was für den Briten die drei Dinge sind, die einen Weltklassefahrer auszeichnen. "Er hat das Gefühl dafür, wenn der Renningenieur den Frontflügel nur einen Millimeter verstellt, er merkt das sofort. Er hat den Hunger eines 24-Jährigen, das motiviert jeden im Team."
Unschuldslamm mit Killerinstinkt
Und noch etwas hat Horner beeindruckt. Als Vettel 17 Jahre alt war und gerade einen Test für Red Bull gefahren hatte, flog er ins Werk nach Milton Keynes, um ein Praktikum zu machen und sich alles anzusehen. Als Streber bezeichnete der Teamchef seinen Piloten deswegen aber nicht. Streber seien verkrampft, Vettel habe eine nüchterne Intelligenz und sei dabei stets nett. "Er hat einen Killerinstinkt, dabei sieht er aus wie ein Unschuldslamm. Er ist ein Perfektionist und enorm ehrgeizig. Wenn er vom Fahrerlager zum Parkplatz geht und jemand vor ihm ist, muss er an ihm vorbei. Das Überholen liegt ihm im Blut", erklärte Horner.
Als kleine Drohung an die Konkurrenz meinte der Brite noch, dass Vettel 2012 noch besser sein wird, weil er sich weiterentwickelt. Er habe ein unerschütterliches Selbstvertrauen, das mit jedem Sieg größer wird und dank 2010 wisse er, dass er auch schlechte Phasen gut meistern kann. Dass Red Bull Vettel eines Tages an ein Team wie Ferrari verlieren könnte, befürchtete Horner nicht. "Nein. Wir geben Sebastian ein gutes Umfeld, ein Team, in dem unglaublich viel Energie steckt. Wenn wir ihm kein schnelles Auto mehr bauen, hat er alles Recht auf dieser Erde zu gehen. Aber so weit werden wir es nicht kommen lassen."