Haug sieht Red Bull vorne
Kein Stufenplan bei Mercedes
"Bei dieser Auswahl bevorzuge ich ganz klar ein schnelles Auto, das wir dann zuverlässig machen", lautet die Antwort in der Presserunde auf die Frage, ob ihm ein solches Fahrzeug lieber sei als ein langsames, aber zuverlässiges. Norbert Haug versucht ebenso wie alle Experten, im Reifengummisatz von Barcelona zu lesen, aber das Kräfteverhältnis einzuschätzen fällt auch dem Mercedes-Sportchef schwer.
"10 Kilo Sprit machen vier Zehntel auf eine Runde aus, also kann man sich ausrechnen, dass alleine schon 20 Kilo Unterschied eine Welt ausmachen. Hinzu kommt noch die Flügelklappe, die eine Sekunde bringt", spricht der 59-jährige den Effekt von DRS an. "Ich denke aber nicht, dass irgendjemand von denen, die vorne gelandet sind, mit nur 10 Kilogramm gefahren ist", sieht er bei allen Teams noch Reserven.
Vorteil Red Bull?
Eine Vorahnung hat der Zweitplatzierte des 24-Stunden-Rennens vom Nürburgring 1985 aber doch: "Ich kann mir vorstellen, dass Red Bull noch deutlich vorne ist und alle dahinter ein bisschen dichter gestaffelt sind." Doch auch seinem Team kann er Positives abgewinnen: "Wir haben häufig bei den diesjährigen Testfahrten die meisten Kilometer von allen abgespult. Das ist in jedem Fall ein gutes Zeichen. Letztes Jahr hatten wir das Auto zwar zum ersten Test da, konnten aber nicht so viele Kilometer machen."
Damit habe Mercedes gezeigt, dass das neue Auto reifer sei. Ob das neue Auto im Vergleich zum alten auch besser ist? "Das muss man immer relativ sehen. Unser Auto letztes Jahr war sicher nicht gut genug, um um die vordersten Plätze zu fahren, aber es war dennoch besser als das, mit dem dieses Team zwei Jahre zuvor die Weltmeisterschaft gewonnen hat." Sicherlich sei das Auto besser als das von 2011, aber die Frage sei, ob das auch ausreiche, um die Konkurrenz hinter sich halten zu können.
Mercedes testet momentan eine Spezifikation, die laut Norbert Haug auch beim Saisonauftakt in Melbourne in dieser Form zum Einsatz kommen soll: "Wir haben heute nochmals neue Teile am Auto. Bis Melbourne entwickeln wir nur noch minimal weiter, denn man will die Neuentwicklungen auf der Strecke testen." Große Updatepakete für die folgenden Rennen will er nicht ankündigen, Ziel sei aber, zu jedem Rennen neue Teile zu bringen.
Sachliche Arbeit statt Euphorie
Die Strecke im Albert Park sieht der Sportchef von Mercedes AMG aber nicht als Gradmesser: "In Melbourne kann man bestimmte Schwächen des Auto besser übertünchen als auf Strecken wie Sepang oder Barcelona." Das wirkliche Kräfteverhältnis werde man also erst in Malaysia sehen, dennoch dürften die Pacesetter aus Barcelona auch in Melbourne vorne sein, weil die Teststrecke einfach jede Art von Herausforderungen biete.
Eine Absage erteilt der frühere Porsche-Cup-Pilot Gerüchten, wonach über das neue Auto Eurphorie geherrscht habe: "Bei uns gibt es sowas nicht. Wir arbeiten sachlich unser Programm ab." Auch gäbe es keinen Stufenplan, auf den er mehrfach von Journalisten angesprochen wurde. Zu diesem Thema holt er aus: "Wir halten uns natürlich an das RRA [Ressource Restriction Limit], doch wir können es nun bis ans Limit ausreizen, was wir vorher nicht konnten, weil wir uns noch im Aufbauprozess befunden hatten. Aber einen Stufenplan gibt es definitiv nicht, das ist eine Medienerfindung."