Hamilton von Sieg begeistert
Whitmarsh voller Emotionen
Wenn ein Rennfahrer immer wieder unter die Nase gerieben bekommt, dass der Hauptkonkurrent eigentlich unschlagbar scheint, dann ist es umso schöner, wenn der Konkurrent dann doch zu schlagen ist. Dementsprechend erleichtert war Lewis Hamilton auch nach seinem Sieg in Shanghai, mit dem er Sebastian Vettels Siegesserie stoppte. "Ich bin absolut überwältigt. Es fühlt sich wie eine lange Zeit an, seit ich hier gesessen bin. Ich bin stolz und dankbar für die ganze Arbeit, die investiert wurde. Ich werde weiter pushen und freue mich auf viele weitere Siege wie diesen", sagte er.
Der Erfolg in China hatte dem Briten den Beweis gebracht, dass es sich auszahlt, im Qualifying einen weichen Reifensatz aufzusparen und in Q3 nur einen Run zu fahren. "Unsere Option-Reifen schienen länger zu halten als bei den Jungs vorne. Es passten da einige Dinge gut zusammen. Die Boxenstopps waren fantastisch, die Jungs wollten das verbessern und das Auto fühlte sich toll an. Ich wollte meine Reifen schonen und versuchte, die Pace anzuziehen. Die Jungs vor mir mussten viel überholen. Daumen hoch für die Jungs im Werk, die ihr ganzes Herzblut hineingelegt haben, um das Auto zu dem zu machen, das es am GP-Wochenende ist. Es fühlt sich toll an", meinte Hamilton.
Vor dem Start Ruhe bewahrt
Dabei fühlte es sich für den McLaren-Piloten kurz vor dem Start wohl nicht so toll an, da ein Benzinleck zu verhindern drohte, dass er rechtzeitig die Startaufstellung erreicht. Dann hätte er aus der Boxengasse starten müssen. Nur einige Sekunden vor dem Schließen der Boxengasse konnte er losfahren und dabei fehlten ihm auch noch ein paar Verkleidungsteile - dafür lief aber das Auto. "Ich denke nicht, dass ich mir Sorgen gemacht habe. Ich bin mir nicht sicher, was genau los war, aber wir nahmen viele Verkleidungsteile ab. Wir wussten, es waren noch sechs Minuten und als es noch zwei Minuten waren, fügte sich zum Glück alles schnell zusammen."
Für ihn sei es in dem Moment wichtig gewesen, einfach ruhig zu bleiben, da sich das auch auf die übrigen Leute in der Garage auswirke, betonte Hamilton. "Sie machten das Auto fahrtüchtig, das ist das Wichtigste", sagte er. Ebenfalls wichtig war ihm, dass McLaren nun weiter an der Entwicklungsfront Gas gibt, da der Rückstand im Qualifying nach wie vor recht groß ist. "Ich denke, wir haben noch einen langen Weg vor uns. Wir arbeiten sehr hart daran, die Lücke zu schließen. Im Rennen sind wir recht ähnlich, aber im Qualifying haben wir noch viel Arbeit."
Ruhig und konzentriert
Das hatte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh schon am Samstag erklärt, aber am Sonntag wollte er sich erst einmal über den Erfolg seines Piloten freuen. Dabei musste er besonders Hamiltons Ruhe loben, als es vor dem Start die Probleme gab. "Lewis saß einfach im Auto und ließ das Team seinen Job machen. Er sollte sich auf den Start konzentrieren, während das ganze Heck seines Autos auseinandergenommen wurde. Es war also ein guter Job von ihm, dass er ruhig und konzentriert blieb. Ein paar Minuten danach machte er einen tollen Start, holte die Führung und das Rennen lief mit einer Doppelführung für uns. Der erste Stopp und dieser Teil des Rennens lief dann falsch für uns, aber sich danach zurück zu kämpfen war toller Einsatz von Team und Fahrern", sagte Whitmarsh.
Wie genau der Reparaturkampf in der Box ablief, konnte der Teamchef auch gut beschreiben. So startete das Team den Motor zunächst ohne Probleme, aber es war eindeutig, dass er mit Benzin überflutet war. "Wir mussten darauf reagieren, auch wenn die Zeit eng war. Das Auto auseinanderzubauen, da reinzukommen, das ganze Benzin rauszubekommen, sicherzustellen, dass nichts mehr überflutet war und dann mit wenigen verbleibenden Sekunden rauszufahren, war nicht der beste Weg, um den Nachmittag zu starten. Aber die Jungs haben toll gearbeitet."
Ein Sieg für das Team
Nach dem Rennen spürte Whitmarsh dafür dann alle möglichen Emotionen. Denn das Wochenende war hart und die Rennen sind aufgrund ihrer Entwicklung in diesem Jahr auch ziemlich hart, wenn man am Kommandostand stehen muss. "Es gibt viele Stopps, man muss die Reifen im Auge behalten und wenn man es nur ein bisschen falsch hat, ist man hinüber. Ich denke, Lewis und Jenson fuhren tolle Rennen, es war einfach ein forderndes Rennen. Es ist toll, dass wir unseren ersten Saisonsieg holen. Der war wirklich wichtig, denn emotional fürchtet man immer ein Jahr, in dem man keine Rennen gewinnt, also gehört der erste Sieg dem Team, das sich nach der harten Arbeit der vergangenen sechs Wochen eine Belohnung verdient hat."
Zwischendurch musste Whitmarsh aber auch einiges an Herzklopfen aushalten, als sich Jenson Button und Lewis Hamilton auf der Strecke um Platz zwei duellierten, wobei Hamilton nach einem kurzen Rad-an-Rad-Kampf die Oberhand behielt. "Ich genieße es nie, wenn sich unsere Autos gegenseitig überholen. Wenn man es live sieht, ist es beängstigend, denn man weiß, sie sind Zentimeter von einer Katastrophe entfernt. Aber ich sage es noch einmal, sie sind zum Rennfahren hier, sie fuhren gegeneinander und das ist die Philosophie dieses Teams. Wir wollen, dass unsere beiden Fahrer da draußen Vollgas geben, das machte es zu einem unvergesslichen Nachmittag und sie erledigten das sauber."