FIA beobachtet Situation in Bahrain weiterhin
Todt und Ecclestone sind am Überlegen
Die Neu-Ansetzung des Bahrain Grand Prix am 30. Oktober ist anscheinend nicht ganz so in Stein gemeißelt, wie man zunächst vermuten durfte. Denn FIA-Präsident Jean Todt hat eingeräumt, dass der Weltverband die Situation im Königreich weiter beobachten wird und das Rennen auch wieder gestrichen werden könnte. Bernie Ecclestone meinte derweil, es wäre vielleicht klüger, den Grand Prix ans Saisonende zu versetzen, um so mehr Zeit zu haben, sich ein klareres Bild zu verschaffen.
Allgemein war die Wiederaufnahme von Bahrain in den Kalender von viel Kritik begleitet worden, neben den politischen Implikationen war es den Teams vor allem wichtig, dass sie die Sicherheit erhalten, dass Fahrer und Mitarbeiter keiner Gefahr ausgesetzt sind, sollte das Rennen stattfinden. Daher betonte Todt nun auch, die FIA werde alles weiter genau beobachten. "Wenn wir klare Beweise haben, dass es eine riskante Situation ist, wird das natürlich berücksichtigt", sagte der FIA-Präsident der BBC.
Mit vielen Leuten gesprochen
Gleichzeitig erklärte er aber, dass es sich der Weltverband mit der Entscheidung zur Neu-Ansetzung des Grand Prix nicht leicht gemacht habe. Der spanische Verbandschef Carlos Gracia war vor dem Treffen des World Motor Sport Council am Freitag zu einer Aufklärungsmission in Bahrain und aktuell sei alles sicher, meinte Todt. "Unser Gesandter hatte Treffen mit Menschenrechts-Leuten, die in Bahrain verantwortlich sind. Er traf viele Leute, bevor der Bericht eingereicht und einstimmig angenommen wurde."
Allerdings haben sich mittlerweile einige Menschenrechts-Gruppen gemeldet, die der klaren Meinung sind, dass in Bahrain nicht alles in Ordnung ist. Die internationale Organisation Avaaz hat beispielsweise 450.000 Unterschriften gesammelt, die sie Red Bull Racing und anderen Teams übergeben will, mit denen die Mannschaften zu einem Rennboykott aufgerufen werden. Der Direktor der Kampagne, Alex Wilks, sagte, dass Behauptungen, in Bahrain sei alles wieder ruhig und das Leben laufe wieder normal, völlig falsch seien.
Weiter Tote und Verletzte
"In der vorigen Woche hat die Polizei weiter Tränengas, Gummigeschosse und Lärmgranaten eingesetzt, um friedliche Märsche aufzubrechen, es wurden dutzende Menschen getötet und verletzt", meinte Wilks. Weiter berichtete er, dass am Montag 47 bahrainische Ärzte und Krankenpfleger, die einfach nur verletzte Demonstranten behandeln wollten, vor einem Militärgericht angeklagt wurden, weil sie nach Gerichtsmeinung versucht haben sollen, die Monarchie zu stürzen.
"Wenn man diese Übergriffe beschönigt, ist das eine Beleidigung für hunderte Demonstranten, die im Gefängnis sitzen und für Dutzende, die wegen ihres Kampfes für Veränderung getötet wurden. Die Entscheidung der FIA, das Rennen aufgrund eines engstirnigen Berichts der Situation neu anzusetzen, zeigt, wie Geld über Moral gewonnen hat. Die Haupt-Organisation, die diese Informationen geliefert hat, das in Bahrain beheimatete National Institute for Human Rights, hat enge Verbindungen zur bahrainischen Regierung und es scheint, als habe der FIA-Gesandte keine der anderen wichtigen Menschenrechts-Organisationen vor Ort kontaktiert. Jetzt liegt es an den Teams, für Gerechtigkeit aufzustehen und das Rennen zu boykottieren", sagte Wilks.
Frieden unterstützen
Todt betonte derweil, Gracia habe sich sehr wohl umfangreich umgehört. "Wir bekamen die Anfrage von der Regierungs-Opposition, den Event auszutragen und Carlos traf viele Leute, darunter auch jene, die an der Strecke arbeiten, jene in den Vororten der Hauptstadt und danach kam der Bericht zurück. Die Nachrichten, die rauskamen, handelten von Frieden, von der Wiederherstellung einer guten Situation in diesem Teil der Welt. Viele andere Organisationen ermutigten dazu, dass alles wieder normal sein soll. Ich denke, als Sport-Behörde müssen wir das unterstützen."
Dennoch werden die Teams sich eine eigene Meinung bilden. Die Teamvereinigung FOTA, der alle Rennställe mit Ausnahme von HRT angehören, wird sich zu dem Thema treffen. Angeblich soll sich FOTA-Vizepräsident Stefano Domenicali, der auch Ferrari-Teamchef ist, genauso wie Force India Teambesitzer Vijay Mallya für das Rennen in Bahrain ausgesprochen haben. Derweil scheint Ecclestone ebenfalls nicht mehr ganz sicher zu sein, wie mit Bahrain verfahren werden soll. Er äußerte gegenüber der Times Zweifel an dem Bericht von Gracia.
Ecclestone hört anderes
Deswegen wäre es ihm auch lieber, wenn das Rennen an das Saisonende rücken würde, um so noch mehr Zeit zu gewinnen. "Es ist besser, wenn wir Bahrain an das Ende der Saison schieben und wenn dann alles sicher und gut ist, wäre das in Ordnung und wir können hinfahren. Wenn es nicht so ist, dann fahren wir nicht und es gibt keine Probleme. Wir haben den Bericht der FIA angehört und der besagte, es gebe keine Probleme in Bahrain. Aber ich höre anderes und ich denke, wir erkennen, dass wir vorsichtig sein müssen", sagte Ecclestone.
Deswegen hat der Formel-1-Boss laut Telegraph angeblich auch allen Teams geschrieben und sie in dem Brief darum gebeten, ihre eigenen Bedenken zu äußern und den World Motor Sport Council um eine neue Abstimmung zu bitten. Die Abstimmung vom Freitag wirft ohnehin noch Fragen auf. Es hieß, die Neu-Ansetzung von Bahrain sei einstimmig erfolgt, allerdings gibt es Berichte, wonach gar keine formale Abstimmung erfolgte. Auch Todt war sich bezüglich der Abstimmung nicht mehr sicher. "Waren es 25 Hände? 27? Ich sah alle Hände oben und sagte: 'Ah, einstimmig angenommen.' Ich habe das bekanntgegeben und niemand widersprach. Niemand sagte:' Ich habe mich enthalten', oder, 'Ich habe mit nein gestimmt.'"