Reisebus-Branche profitiert von boomenden Fernbuslinien
Nachfrage nach Reisebussen zieht deutlich an
Hersteller von Reisebussen haben allen Grund zur Freude, denn die Liberalisierung des Fernverkehrs steigert die Nachfrage nach ihren Fahrzeugen. Weitere Verkehrsverbindungen befinden sich im Genehmigungsprozess, weshalb derzeit ein hoher Bedarf besteht. Von dieser Entwicklung profitiert vor allem Polen: als größter Busproduzent der europäischen Union verzeichnet das Land einen deutlichen Nachfrageanstieg aus Deutschland.
Der Busmarkt in Deutschland erfährt in diesem Jahr einen deutlichen Wandel, der voraussichtlich nicht nur von kurzer Dauer ist. Grund ist die Liberalisierung des Fernverkehrs, die zur Entstehung vieler neuer Fernbuslinien geführt hat. Während es in Ländern wie den USA oder Kanada bereits seit jeher möglich ist, weite Distanzen mit dem Bus zurückzulegen, war es bis zu Beginn dieses Jahres in Deutschland gesetzlich nicht gestattet, Langstreckenverbindungen dieser Art anzubieten. Diese Vorschrift diente dem Schutz des Bahnnetzes: Zu den Bahnverbindungen durfte es keine öffentliche Alternative geben.
Mit den Fernbuslinien hat sich dies grundlegend verändert. Immer mehr Anbieter drängen auf den Markt und möchten sich ein Stück vom Kuchen sichern - denn sofern die Bustickets günstiger als Bahnfahrkarten angeboten werden, besteht die Möglichkeit, der Bahn zahlreiche Kunden abspenstig zu machen.
Weitere Fernverkehrsrouten werden kommen
Wie „Die Welt“ recherchiert hat, wurden bislang mehr als 150 Linien genehmigt. Weitere Fernbuslinien warten auf eine Genehmigung. Insgesamt soll es 61 Anträge geben, die momentan einer Prüfung unterzogen werden. Anträge müssen stets in dem Bundesland gestellt werden, in welchem eine Buslinie starten soll. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer zeigt sich stolz über diese Entwicklung. Er wertet die zahlreichen Anträge als großen Erfolg, weil sie Deutschland einen kräftigen Mobilitätsschub verpassen.
Erste Zahlen lassen auf eine hohe Nachfrage bei der Kundschaft schließen. Der Lebensmitteldiscounter Aldi, der Tickets für den Fernbusanbieter „Univers“ anbietet, will eigenen Angaben zufolge innerhalb der ersten zwei Wochen nach Marktstart mehr als 80.000 Tickets verkauft haben. Marktführer im August ist der Anbieter „MeinFernbus“, der laut „Die Welt“ unter Berücksichtigung der verkauften Tickets auf einen Marktanteil von 36,3 Prozent kommt. Die Anbieter „Flixbus“ und „city2city“, kommen auf Marktanteile von 10,8 Prozent und 9,0 Prozent kommen.
Polen profitiert von Nachfrageanstieg
Die aktuelle Entwicklung am Fernbusmarkt führt zu einem geänderten Nachfrage-Verhalten. Auf Langstrecken werden Reisebusse eingesetzt, um den Kunden angemessenen Komfort bieten zu können. Infolge hat die Nachfrage nach Reisebussen zugelegt.
Interessante Daten liefert dafür Germany Trade & Invest, eine Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing. Laut der Gesellschaft wurde in Polen ein deutlicher Nachfrageanstieg aus Deutschland festgestellt. Diese Auskunft ist vor allem deshalb interessant, da Polen der größte Produzent von Bussen innerhalb der Europäischen Union ist – und zugleich ist Deutschland der größte Abnehmer von polnischen Exportbussen. Der Anstieg der Nachfrage nach gebrauchten Bussen aus dem Ausland beläuft sich für das erste Halbjahr 2013 auf 15 Prozent. Der Hersteller MAN, der in Polen produziert, berichtet sogar von einem Anstieg der Bestellungen um 20 Prozent.
In Anbetracht der Tatsache, dass weitere Fernverkehrsverbindungen den Genehmigungsprozess durchlaufen und unter anderem der ADAC in Kooperation mit der Deutschen Post in den Markt eingestiegen ist, dürfte die Nachfrage nach Reisebussen weiterhin konstant hoch liegen. Ob es im Anschluss zu einem Einbruch der Nachfrage kommt, bleibt abzuwarten. Insgesamt dürfte der Markt jedoch langfristig profitieren: Solange die neuen Strecken bestehen bleiben, sind insgesamt mehr Reisebusse im Einsatz – und diese müssen irgendwann ersetzt werden.