Remake der legendären Audi Werbung
Der A6 erklimmt die Schanze
Der Gesichtsausdruck von Uwe Bleck dürfte kaum anders sein, wenn er sein Auto zu Hause in die Garage setzt oder beim Bäcker vorfährt. Er sitzt hinter dem Steuer und wirkt entspannt, unaufgeregt. Dabei hat er seinen Audi A6 4.2 quattro in der Farbe Atlasgrau gerade nach einer regelrechten "Himmelfahrt" in 47 Meter Höhe über dem Boden und in einem Steigungswinkel von 37,5 Grad - das sind etwa 80 Prozent - abgestellt. Auf einer Sprungschanze.
Der Audi Ingenieur hat ein Kunststück wiederholt, das zuvor allein dem Rallye-Fahrer Harald Demuth 1986 geglückt war. Für einen fast schon legendären quattro-Werbespot war Demuth damals in einem roten Audi 100 CS quattro (136 PS) die Skisprung-Schanze Pitkävuori im finnischen Kaipola hinaufgefahren. Ein Rekord, der bis zur Fahrt des Uwe Bleck Bestand hatte. Anlässlich des Jubiläums "25 Jahre quattro" hat Audi nun eine Fortsetzung dieses Spots auf derselben Schanze gedreht. Der 45-Sekunden-Film "Schanze 2005" wird ab dem 5. März im Fernsehen ausgestrahlt.
Projektleiterin Silke Mathews und Gerhard Kiefer, zuständig bei Audi für die Filmproduktionen, koordinierten nahezu alle Aufgaben, die sonst von einer Werbeagentur wahrgenommen werden. Kiefer fungierte zudem als Regisseur des Films: "Das war eine großartige Geschichte. Ein solches Projekt bekommt man nicht oft im Berufsleben." In Szene gesetzt hat Kiefer ein Remake des Schanzenspots, das sich in seiner Dramaturgie natürlich eng an das Original von 1986 anlehnt. Das war auch das Problem des Regisseurs: "Für mich bestand die Schwierigkeit darin, einen Film zu drehen, dessen Ausgang schon jeder kennt und dennoch die Spannung aufrecht zu erhalten", so Kiefer.
Daher inszenierte er den Spot als eine Art Duell zwischen der Schanze und dem Audi A6 als Herausforderer.Um diesen Spot zu realisieren, war das 40-köpfige Produktionsteam im Januar 2005 gut eine Woche lang am Set. Dafür wurde die Schanze, etwa 300 Kilometer nördlich von Helsinki gelegen, aus ihrem Dornröschen-Schlaf geweckt. Zuvor hatte es elf Jahre lang keinerlei Aktivität mehr am Schanzentisch von Pitkävuori gegeben, die Anlage war 1994 stillgelegt worden. Mit den Reparaturarbeiten war bereits drei Wochen vor dem eigentlichen Drehtermin begonnen worden.
Beim gesamten Projekt galt der Grundsatz: Safety first. Den Wagen oben an der Schanze in der Steillage zu halten, war die größte Herausforderung. Denn sobald er dort stoppt, würde er sofort wieder zurückrutschen. Also musste der A6 oben "festgehalten" werden. Dafür wurde ein ausgeklügeltes System an der Schanze und unter dem Fahrzeug installiert. Die sogenannte Rücklaufsicherung war mit drei unabhängigen Systemen ausgestattet. Sie befand sich auf einer Stahl-Grundplatte und wog rund 65 Kilogramm. Dieser "Schlitten" war am Fahrzeugboden des 335 PS starken Audi A6 (1,9 Tonnen Gewicht) installiert und verhinderte lediglich das Zurückrutschen des Wagens, ziehen konnte er ihn nicht.
Ansonsten kam für die Fahrten auf der Schanze eine ganz normale Serienversion des Audi A6 4.2 quattro mit 6-stufiger tiptronic zum Einsatz. Zwei kleine Ausnahmen: Das Automatikgetriebe wurde im ersten Gang gehalten, da der geringe Leistungsverlust beim Gangwechsel bei dieser Steigung eine Auffahrt unmöglich gemacht hätte, sowie die sechs Millimeter langen Spikes an den Reifen. Eine Bereifung, die im Rallye-Sport aufgezogen wird.
Damit startete Bleck eine atemberaubende Fahrt in den Himmel. Im ersten Gang bei 4.200 Umdrehungen pro Minute und mit etwa 60 Stundenkilometern stürmte der A6 die Schanze hinauf, die 80-prozentige Steigung nahm er mit unglaublicher Souveränität. Später sagte Bleck: "Ich hätte selbst an der steilsten Stelle noch beschleunigen können." Nach neun Sekunden war Bleck an der Startluke in 47 Metern Höhe angekommen. Insgesamt fuhr Bleck den A6 elf Mal komplett die Schanze hinauf.