Post vermarktet eigenen Elektro-Lieferwagen "Streetscooter"
Deutsche Post DHL steigt in den Automobilmarkt ein
Eigentlich sollte der von einem Tochterunternehmen der Deutschen Post entwickelte Elektro-Lieferwagen "StreetScooter" nur für die eigenen Zwecke genutzt werden. Doch nachdem bereits 2.500 Fahrzeuge erfolgreich in Deutschland und den Niederlanden im Einsatz sind, erreichen die Post immer häufiger auch Anfragen von externen Interessenten. Offenbar hat das Logistik- und Postunternehmen mit dem praktischen Nutzfahrzeug einen Produkttyp mit riesigem Potential aufgetan. Daher ist eine umfangreiche Expansion geplant, um die stetig wachsende Nachfrage zu decken. Wie die Post bekannt gab, sollen die Produktionskapazitäten bis Jahresende verdoppelt werden. Post-Vorstand Jürgen Gerdes träumt bereits von einer globalen Expansion.
Vom Forschungsprojekt zum Aushängeschild
Der Streetscooter wird seit 2010 von der Street Scooter GmbH in Aachen entwickelt. Richtig, hinter dem Fahrzeug stecken nicht die üblichen Verdächtigen aus der Nutzfahrzeug-Sparte, wie Daimler oder MAN, sondern eine privatwirtschaftlich organisierte Forschungsinitiative von der RWTH Aachen. Was als ambitioniertes Forschungsprojekt begann, mauserte sich innerhalb weniger Jahre zu einem eigenständigen Unternehmen. Doch anders als ihre Wettbewerber, setzten die Gründer Günther Schuh und Achim Kampker von Anfang an auf die Entwicklung von Elektrofahrzeugen, die ausdrücklich für den Kurzstreckenverkehr konzipiert sind. Ein erster Prototyp wurde 2011 auf der IAA in Frankfurt vorgestellt und fand im Anschluss regen Zuspruch. Die Erfolge des Streetscooter riefen 2014 die Deutsche Post auf den Plan, die zuvor an der eigenen Entwicklung eines Elektrofahrzeugs für den Zustellbetrieb gescheitert war. Sie übernahm die StreetScooter GmbH die seither ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Post ist.
Zweites Werk in Deutschland geplant
Seit 2016 wird das Modell Streetscooter Work in Serie gefertigt. Die Produktionskapazität von bislang rund 2.000 Fahrzeugen im Jahr soll bis Ende 2017 auf 10.000 Einheiten ausgeweitet werden. Damit will die Post binnen weniger Jahre die aus bis zu 70.000 Fahrzeugen bestehende eigene Fahrzeugflotte komplett auf das Elektroauto umstellen. Um den zusätzlichen Bedarf externer Kunden zu decken, kündigte das Unternehmen jetzt eine zweite Produktionsstätte in Nordrhein-Westfalen an. Dadurch sollen künftig pro Jahr sogar bis zu 20.000 StreetScooter vom Band rollen.
StreetScooter kostet ab 32.000 Euro
Die Kosten für den Elektro-Lieferwagen sollen bei 32.000 Euro starten. Das Modell Work erreicht laut Hersteller eine Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h und hat eine Reichweite von etwa 80 Kilometern. Unter der Motorhaube des frontangetriebenen Fahrzeugs arbeitet ein 38 kW starker permanenterregter Synchronmotor. Die mögliche Zuladung liegt bei 710 Kilogramm, das Ladevolumen beträgt 4,3 Kubikmeter. Auf der IAA 2016 wurde jedoch bereits das Modell StreetScooter Work L vorgestellt, dass eine Zuladung von bis zu 1.000 Kilogramm schultern kann und acht Kubikmeter Laderaum bereit hält. Dieses verbesserte Modell soll zudem über einen stärkeren Motor verfügen und eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern erreichen.
Gute Argumente für den StreetScooter
Als großer Pluspunkt des StreeScooter gilt seine flexible Leichtbauweise. Die Karosserie besteht zu großen Teilen aus Kunststoff, was das Eigengewicht des Elektro-Lieferwagens deutlich reduziert. Zudem soll sie flexibel auf die individuellen Bedürfnisse des Käufers abgestimmt werden können. Ein weiterers gutes Argument für das Elektoauto ist der Faktor Nachhaltig: der Hersteller wirbt mit bis 50 % reduzierten Wartungs- und Servicekosten und um die bis zu 80 % reduzierten Reparaturkosten, weil auf zahlreiche mechanische Verschleißteile verzichtet werden könne. Die kumuliert Kostenersparnis im Vergleich zu einem Diesel-LKW dürfte viele Interessenten überzeugen.