IDM Sidecar
Schlosser/Hänni an der Spitze
Auf einer von 23.000 Zuschauern gesäumten Rennstrecke gewannen Markus Schlosser und Adolf Hänni das sicher chaotischste Rennen der IDM Sidecars in der laufenden Saison. Trotz zweimaliger Abbrüche überzeugten die Schweizer auf dem Schleizer Dreieck wieder einmal mit ihrer Klasse und ihrem Können.
Dabei waren die Schweizer gehandicapt angereist. Beim Sidecar-WM Lauf auf dem Sachsenring vor drei Wochen war der Einsatzmotor hoch gegangen. "Wir haben jetzt einen kompletten Standardmotor drin", erklärte Adolf Hänni. "Mit diesem fehlen uns um die 20 PS." Das war nur eine der interessanten Zahlen, die uns der Co-Pilot aus Thun in der Schweiz am Wochenende mitteilte. "Ich fahre jetzt schon 25 Jahre", resümierte Hänni am Samstagabend nach gelungener Pole-Position. "Dabei ist Markus mein 23. Fahrer!" Dass Adolf Hänni im Lauf seiner Karriere insgesamt bereits 27 Knochenbrüche erlitt, wollen wir nur am Rande erwähnen.
Die Erfahrung Hänni's zahlte sich auch in Schleiz aus. Trotz des Standardmotors dominierte das Team das Rennen der IDM Sidecars erneut. "Wir haben halt auch ein besseres Fahrwerk und können damit höhere Kurvengeschwindigkeiten fahren und besser heraus beschleunigen", erläuterte Markus Schlosser.
Im Schlepptau und nur rund eine halbe Sekunde langsamer als die Schweizer waren im Training Mike Roscher/Michael Hildebrand. Sie distanzierten die Wartenberger Adrian Kornas/Alexander Stepien und die als Meisterschafts-Führende angereisten Harald Hainbucher/Peter Adelsberger. Eine Überraschung waren die Ostfriesen Dieter Eilers/Achim Freund. Sie fuhren die fünftschnellste Trainingszeit.
Das Rennen am Sonntagnachmittag war geprägt von chaotischen Umständen. Noch vor dem ersten Start schraubte das Team um Johan Reuterholt und Mika Ikonen hektisch am Sidecar. "Es waren Luftblasen in unseren Kühlschläuchen", erklärte der Schwede Reuterholt. Die mussten natürlich raus. Für das Team bedeutete dies: hinten anstellen in der Startaufstellung.
Den besten Start erwischten Kornas/Stepien. Im Schlepptau fuhren Hainbucher/Adelsberger. Bei der ersten Überfahrt der Ziellinie hatten diese die Plätze bereits getauscht. Hainbucher führte bis zur dritten Runde als Schlosser die Spitze übernahm.
In Runde fünf musste das Rennen abgebrochen werden. Grund waren gleich mehrere Unfälle. Die Teams Alfons Steffes/Bastian Born, Horst Kowalski/Marcel Reimann sowie Christian und Ursula Ruppert mussten am Buchhübel in den Kies. Ursula Ruppert prellte sich dabei das Steißbein. Stefan Kiser und Stefan Näf mussten das Rennen ebenfalls in Runde fünf beenden. Und auch Kornas/Stepien leisteten sich in besagter Runde fünf einen Dreher in der Startkurve. Das Sidecar der Wartenberger fing dabei an zu "schmoren" und musste mittels Feuerlöscher abgekühlt werden. Beim Re-Start waren sie aber wieder dabei.
Das Rennen wurde neu gestartet und sollte über weitere acht Runden führen, die Ergebnisse der beiden Teilläufe addiert werden. Schlosser/Hänni drehten erneut konstant ihre Runden und fuhren dem sicheren Sieg entgegen. Dahinter tat sich aber noch einiges. Gewinner des Neustarts waren Kornas/Stepien. Sie lagen in der Addition lange auf Rang zwei ehe Roscher sie von selbigem verdrängte. Die Plätze vier und fünf gingen an Göttlich/Koloska sowie Hock/Becker. Die Verlierer des Re-Starts waren Hainbucher/Adelsberger. Sie rutschten von Platz zwei im ersten Rennen auf Platz sechs in der Addition ab. "Die Kupplung war hinüber", erklärten die sichtlich enttäuschten Piloten des RSR-Suzuki Gespanns.
Doch auch der zweite Rennteil musste wegen eines Unfalls abgebrochen werden und wurde nicht mehr neu gestartet. In der insgesamt zehnten Runde kam das Gespann von Hanspeter Thalmann und Maik Ziegler im Bergab-Teil nach dem Buchhübel von der Strecke ab und überschlug sich in das angrenzende Kornfeld. Am Sonntagabend lagen noch keine offiziellen Angaben über den Gesundheitszustand der beiden Piloten vor.
Das Rennen wurde am Ende mit neun gefahrenen Runden gewertet. Damit standen Schlosser, Roscher und Kornas mit ihren jeweiligen Co-Piloten auf dem Podest. Adolf Hänni präsentierte sich in der anschließenden Pressekonferenz als Schnellrechner und verkündete die Übernahme der Meisterschaftsführung durch sein Team. "Ich habe unter meinem Helm schon während des Rennens gerechnet! Wir sind mit sieben Punkten Rückstand her gekommen, haben 25 Punkte gemacht und der Harry nur 13 - 25 weniger 13 macht zwölf, minus 7 Punkte Rückstand sind 5 Punkte Vorsprung!" Diese Rechnung kam wie aus der Pistole geschossen, so dass Hänni selbige noch einmal langsam vorrechnen musste. Ein kleiner Rechenfehler wurde erst später bemerkt - der Vorsprung von Schlosser/Hänni auf Hainbucher/Adelsberger beträgt sogar 8 Punkte.