Das Kultauto Isetta von BMW feiert Jubiläum
Die Knutschkugel wird 50
1954 wurde die Isetta von einem BWM-Händler im Genfer Autosalon entdeckt und rund ein Jahr später auf den deutschen Markt gebracht. BWM reagierte damit auf das Bedürfnis der Menschen, möglichst günstig in einem wendigen kleinen Wagen mobil zu sein.
12.911 Isetten gingen als erstes vom Band, mit ausreichend Platz für zweieinhalb Personen und munteren 12 PS im Heck. BMW hatte die ursprüngliche Isetta mit einem Motor aus dem eigenen Hause erweitert und ihre Karrosserie entsprechend angepasst. Die einzige Tür ging nach vorne auf und die Hinterräder standen nicht einmal halb soweit auseinander wie die vorne. Kein BMW vorher oder nachher war je so unverwechselbar. Fahrer und Passagier nahmen bequem Platz, zogen die Tür vor sich zu und damit das Lenkrad plus Armaturen an sich heran. Geschaltet wurde links mit einem kleinen Knüppelchen, so einen Sidestick hatte grade mal ein Formelrennwagen.
Die Knutschkugel und das liebe Geld
Die Isetta kam an. Neben ihren technischen Qualitäten sprach für das Motocoupé auch der günstige Verkaufspreis: 2.550 D-Mark verlangte BMW. Ein deutscher Arbeitnehmer verdiente damals wöchentlich im Durchschnitt 90 DM. Die obligatorische Haftpflichtversicherung lag bei 95 DM, das Finanzamt verlangte für die Knutschkugel pro Jahr 44 DM Steuer - "weniger als ein Großstadt-Dackel", wie die Werbung versicherte. Die Isetta begleitete die deutschen Autofahrer bis in die 60er Jahre hinein. Mit ihrer Hilfe türmte man die erste Reisewelle auf. Mehr als Tempo 85 war dabei aber nicht drin.
Sie verzauberte Elvis..
Das Ausland ließ sich anstecken. Isetten von BMW gingen in alle Herren Länder, sogar nach Übersee und in die USA. Elvis ließ sich mit einer fotografieren, angeblich schenkte er sie seinem Manager. Berührungsängste gab es nicht, Stars und Prominente ließen sich gern mit dem kleinsten aller BMW Automobile fotografieren, der deutsche Nachkriegsfilm wäre ohne die Isetta um ein Augenschmaus ärmer gewesen.
..legte sich neue Varianten zu..
Nach dem Überraschungserfolg 1955 ließen sich die Verkaufszahlen auch von Unkenrufen nicht bremsen. 1956 baute BMW die Palette aus, stellte neben die Isetta mit 250 Kubikzentimeter-Motor eine kräftigere Version mit 300 Kubikzentimeter Hubraum und 13 PS. Beide Varianten gab es auch in der nobleren Export-Version mit seitlichen Klappfenstern und besserem Fahrwerk. Auf Wunsch bot BMW darüber hinaus auch noch mehrere Sonderausrüstungen an: Rechts- statt Linkslenkung, ein Cabrioverdeck oder eine abnehmbare Pritsche für immerhin 200 Kilogramm Nutzlast, einschließlich verstärkter Federung.
.. und ging schließlich von der Automobilbühne ab.
Neben dem Glas Goggomobil wird die "Knutschkugel" zum erfolgreichsten Fahrzeug dieser Art in Deutschland. Im Spitzenjahr 1957 verkauft BMW fast 40.000 Isetten, dann verlangt der Markt immer mehr nach Klein- statt Kleinstwagen, möglichst mit vier Sitzplätzen und der Statur eines "richtigen" Autos. Dem kommt BMW mit dem 600, einer verlängerten Isetta mit Zweizylinder-Boxermotor im Heck, entgegen. Schon 1959 wird der rundliche Viersitzer aber von einer deutlich moderneren Konstruktion abgelöst, deren Ponton-Karosserie erstmals in selbsttragender Bauweise entsteht: Der BMW 700. Die Isetta wird derweil aber noch immer weitergebaut, erfreut sich vor allem auch auf den Auslandsmärkten noch großer Wertschätzung. 1962 ist's dann genug: Die Produktion der Isetta läuft aus, 161.728 Exemplare des Motocoupés waren gebaut worden.