Mercedes-Benz EQXX
Quelle: media.daimler.com

Mercedes EQXX Konzept

Bahnbrechende 1.000 Kilometer Reichweite

[10.01.2022] Elektroautos , Auto-News | mm

Mercedes-Bn hat bereits Ende 2019 von dem Reichweiten-Wunder EQXX gesprochen: Ein E-Auto, das 1.000 Kilometer Reichweite haben soll. Kann das überhaupt gehen? Schließlich hat bereits der Mercedes EQS eine Kapazität von satten 108 kWh und kommt dennoch auf „nur“ 780 Kilometer Reichweite. Dennoch: Durch neueste Akkutechnologie und den innovativsten Aerodynamik- und Entwicklungsmethoden überrascht Mercedes mit dem EQXX pünktlich zur CES (Consumer Electronics Show) die Autobranche. Wir werfen einen genauen Blick auf die bislang bekannten technischen Daten.

Rekordverdächtige Aerodynamik

Um das ambitionierte Ziel von 1.000 Kilometer Reichweite zu schaffen, musste Mercedes' neues EQXX Konzept viel Zeit im Windkanal verbringen. Und das hat sich ausgezahlt, denn die Daten sind absolut rekordverdächtig: Mit einem cw-Wert (Luftwiderstand) von nur 0,17 ist er momentan einsam an der Spitze. Und das auch deutlich hinter dem derzeitigen Topmodell, dem Mercedes EQS, mit einem cw-Wert von 0,20. Trotz der schmalen Abmessungen der Batterie von rund 100 kWh Kapazität, liegt der Verbrauch bei Reisetempo tatsächlich unter 10 kWh pro 100 Kilometer. Um hier einen Vergleich ziehen zu können: Wäre der EQXX ein Diesel- oder Benzin-Fahrzeug, wäre er ein echtes 1-Liter-Auto und das trotz satten 1.750 Kg.

Der MMA-Motor der Zukunft

Da der EQXX von den Schwaben standesgemäß ausschließlich auf Sparsamkeit und Effizienz ausgelegt ist, setzten die Konstrukteure auf eine abgewandelte Form der MMA-Aggregate, die eigentlich 2024 in die neuen Versionen des Mercedes EQA und EQB kommen sollte. Tim Wölfel und Andreas Wanke vom Mercedes Team Development Electric Drive erklärten jüngst stolz, dass der gesamte Antrieb bis auf den Inverter aus dem Neckartal stamme. Anders als in der geplanten, späteren Serie wurde für den EQXX jedoch noch Ballast abgeworfen, wie die Parksperre, die Getriebeaktuatorik und Teile der Hydraulik im Motor. Zwar habe man eng mit den Formel-1 Kollegen zusammengearbeitet, Geschwindigkeiten jenseits der 150 km/h seien aber nicht die Stärke des sparsamen EQXX.

920 Volt Spannung? Ja, richtig gelesen

Eine der spannendsten Innovationen des EQXX ist die außergewöhnlich hohe Systemspannung mit der das Konzept an den Start geht. Sage und schreibe 920 Volt und eine Akkukapazität von 100 kWh bringt die übernächste Akkugeneration auf die Straße. Dazu wurden über 200 Zellen unter einem Formel 1 erprobten Materialmix-Gehäuse aus Kohlefaser und Zuckerrohrabfällen verbaut. Dieses findet auch im Rennstall Mercedes AMG HPP Verwendung. Die Zellen selbst wurden von Hand entwickelt und stammen vom chinesischen Konzern CATL, der auch schon die Akkus für den EQS liefert. Dabei war die Handarbeit keine Sache des Prestiges, sondern eine Notwendigkeit. Für den Zelltyp mit Silizium Anode gibt es nämlich schlichtweg noch keine Fertigungsstraße.

Immer leichter, dafür mehr Leistung

Die neuen Zellen bringen einen eminenten Gewichtsvorteil mit sich: Denn der Akku des EQXX wiegt im Schnitt samt Inverter lediglich 495 Kilo und ist damit nicht nur rund 30 Prozent leichter als der Akku des EQS, er benötigt auch nur das halbe Volumen. Ein weiteres Highlight und besonderer Stolz der Entwickler bei Mercedes ist die so genannte One-Box. Diese ist am Ende der Batterie angebracht und beherbergt die komplette Leistungs- und Ladeelektronik des Konzeptfahrzeugs. Dieses kann übrigens derzeit nur mit Gleichstrom geladen wären. Laut Mercedes leider unumgänglich, da die Möglichkeit zum AC-Laden durch den Einbau vom zweiten Wechselrichter Platz und Gewicht gekostet hätte.

Schnellladen? Nicht möglich, aber zu verschmerzen

Beim EQXX Konzept sind in der Spitze lediglich 120 kW Ladeleistung möglich. Das sind knapp 90 kWh weniger als beim EQS mit der eigentlich langsameren 400 Volt Systemspannung. Da sich der EQXX aber schon mit der Hälfte der Energie zufriedengibt, kann dies durchaus vernachlässigt werden. Bei Mercedes weiß man, dass hohe Ladeleistungen auch potenziell hohe Ladeverluste bedeuten können. In der Praxis muss sich der EQXX beim Kilometer Laden jedoch nicht verstecken: Bereits nach 15 Minuten am Kabel soll das Konzeptauto Strom für 300 Kilometer haben. Im Vergleich braucht der Hyundai Ioniq 5 beispielsweise gute 3 bis 9 Minuten länger.