ADAC zeigt: Diesel-Nachrüstung möglich
Signifikante Schadstoffsenkung bei Euro-5 Dieselfahrzeugen durch neue Hardware
Das potentielle Fahrverbot für zigtausende Dieselfahrzeuge in deutschen Innenstädten schwebt wie ein Damoklesschwert über der deutschen Autoindustrie. Jedoch ist eine Lösung für die Schadstoffproblematik in greifbare Nähe gerückt. Laut einer aktuellen Studie des ADAC kann eine Hardware-Umrüstung den Schadstoffausstoß bei Diesel signifikant senken.
Schadstoffausstoß könnte um bis zu 80 Prozent gesenkt werden
Im Test rüstete der ADAC zwei Pkw und zwei Transporter mit Euro-5-Plakette mit neuer Hardware aus. Der Schadstoffausstoß konnte bei den Testfahrzeugen um durchschnittlich 50 Prozent. Der Effekt sei somit etwa doppelt so groß, wie bei einer Softwarenachrüstung. Somit zeigt der Autoclub eindrucksvoll, dass eine Nachrüstung von Dieselfahrzeugen der Norm Euro 5 möglich ist, so dass diese im realen Betrieb auf der Straße die Grenzwerte einhalten. Diese wären dann nicht mehr von den aktuell diskutierten Fahrverboten in vielen deutschen Innenstädten betroffen.
Damit nimmt der ansonsten eher industriefreundliche Automobilclub eine konträre Meinung zu den meisten Automobilkonzernen ein. Die vertraten bisher die Meinung, eine solche Umrüstung sei nicht darstellbar.
Neuartige Abgas-Reinigungsanlagen mit SCR-Technologie
Im Rahmen der ADAC-Studie waren vier Gebrauchtwagen mit der neuen Hardware ausgestattet worden: ein Opel Astra, eine Mercedes B-Klasse, ein VW Multivan, ein Fiat Ducato. Die Testfahrzeuge waren zwischen ein und fünf Jahre alt und hatten eine Kilometerlaufleistung zwischen 20.000 und 95.000 Kilometern. Sie erhielten neuartige Abgas-Reinigungsanlagen mit einer Selective Catalytic Reduction (SCR)-Technologie. Die Messungen im Rahmen der Studie am ADAC Technik Zentrum in Landsberg bestätigten, dass der Ausstoß von Stickoxiden im Stadtverkehr sogar bei ungünstigen Bedingungen um etwa 50 Prozent gesenkt werden konnte. Im Idealfall waren es sogar deutlich über 70 Prozent. Die Studie kostete 300.000 Euro. Die Hälfte der Kosten trug das Landesverkehrsministerium Baden-Württemberg.
"Euro 5-Fahrzeuge waren flächendeckender Betrug"
Die Kosten für den Umbau sollen je nach Modell zwischen 1.400 und 3.300 Euro liegen. Diese sollen laut Auffassung des ADAC die Hersteller tragen. Dieter Roßkopf, Vorstandsvorsitzender des ADAC Württemberg, erklärte in einer Pressemitteilung: "Der Verbraucher kann erwarten, dass die Industrie die Verantwortung für die Produkte übernimmt, die sie bis vor kurzem unter dem Siegel der Umweltverträglichkeit verkauft hat." Diese Forderung bestärkte der Landesverkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Hermann (Grüne): "Die Euro 5-Fahrzeuge waren flächendeckender Betrug." Nun seien die Hersteller in der Verantwortung für die Schlechtleistung bei diesen Fahrzeugen und für die schlechte Luft in den Städten. Laut seinem Ministerium könnten die NOx-Emissionen des gesamten Straßenverkehrs durch eine flächendeckende SCR-Nachrüstung von Euro 5-Dieselfahrzeugen um bis zu 25 Prozent gesenkt werden.
Einführung der Diesel-Nachrüstung zeitnah möglich
Laut dem Nachrüster hängt eine Markteinführung der Nachrüsthardware in Großserienfertigung nun an zwei Bedingungen. So müsse der Gesetzgeber schnell die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Zertifizierung und Überprüfung von SCR-Nachrüstlösungen festlegen. Zudem sei natürlich die Kooperationsbereitschaft der Autohersteller eine notwendige Voraussetzung. So sei man zum Beispiel beim Abgriff von relevanten Fahrzeugdaten, die für die korrekte Funktion des Systems notwendig seien, auf die Unterstützung der Automobilkonzerne angewiesen. Sofern beides erreicht werden könne, sei eine Einführung der SCR-Hardware in Serienreife zeitnah möglich, heißt es.