3D-Druck für Autoersatzteile
Zukunftstechnologie bietet riesige Potentiale
Die Versorgung mit Autoersatzteilen stellt die Zulieferindustrie seit jeher vor große Herausforderungen. Sofern ein Unternehmen einen Großauftrag für Bauteile eines bestimmten Modells gewinnen kann, ist dieser nicht selten mit hohen Investitionskosten verbunden. Denn der Zulieferer muss nicht nur die langfristige Produktion der Bauteile berücksichtigen, sondern auch Lagerkapazitäten für die Ersatzteil-Nachfrage bereithalten. Das bindet mitunter Ressourcen für mehrere Jahre.
Ersatzteile per Knopfdruck aus dem 3D-Druck
Dieser Umstand führt zu interessanten neuen Produktionstechniken. Durch modernste 3D-Druckverfahren für Kunststoff oder sogar Metall sollen Lagerkosten nachhaltig gesenkt werden. Denn durch entsprechende Produktionsstandorte, könnten Ersatzteile "on demand", also erst bei Bedarf, produziert werden. Zudem wären entsprechende 3D-Drucker flexibel einsetzbar. Denn bislang müssen pro Bauteil spezielle Produktionsanlagen angefertigt werden. Diese können erst nach teils aufwendiger Umrüstung für andere Zwecke eingesetzt werden. Ein 3D-Drucker druckt im Rahmen seiner Möglichkeiten jedoch das, was das Computerprogramm ihm vorgibt. So können auch hochindividuelle Einzelteile hergestellt werden. Allerdings sind die Kosten für solche "One Piece Demand" Erzeugnisse noch vergleichsweise hoch.
Mercedes-Benz druckt bereits Ersatzteile für LKW
Viele große Automobilhersteller setzen jedoch schon heute auf diese Zukunftstechnologie. So setzt Mercedes-Benz bereits modernste 3D-Druckverfahren für Kunststoff-Ersatzteile als Standard-Produktionsmethode für LKW-Teile ein. Seit September 2016 können über das neue Verfahren 30 Original-Ersatzteile schnell, wirtschaftlich und in beliebiger Stückzahl hergestellt werden. Mercedes-Benz betont zudem die gleichbleibende Original-Herstellerqualität der Ersatzteile aus dem 3D-Drucker. Wann dieses Produktionsverfahren auch für Mercedes-Benz Ersatzteile für den Pkw-Bereich verfügbar sein wird, ist bislang noch offen.
Voestalpine erforscht Metall 3D-Druck
Doch nicht nur Bauteile aus Kunststoff können im 3D-Druckverfahren realisiert werden. Die österreichische Firma Voestalpine erforscht seit dem vergangenen Jahr am Forschungsstandort in Düsseldorf den Metall 3D-Druck. In einem eigens zu diesem Zweck errichteten Entwicklungscenter werden die enormen Potentiale für den dreidimensionalen Druck in der Metallverarbeitung ausgelotet. Im Vergleich zum 3D-Druck mit Kunststoff ist der Metall-Druck jedoch deutlich komplexer. Beim sogenannten "Metal Additive Manufacturing" kommt Metallpulver zum Einsatz, das Schicht für Schicht zum gewünschten Bauteil aufgebaut wird. Auf diese Weise sollen zukünftig auch komplexe Bauteile nahezu ohne Materialverlust gefertigt werden können.
Riesige Logistikstandorte benötigt
Bis sich das 3D-Druckverfahren in der Automobilindustrie flächendeckend durchsetzt, werden zweifelsohne noch einige Jahre vergehen. Daher werden vorerst weitere Lagerkapazitäten für den Ersatzteilmarkt geplant und realisiert. So baut z.B. Opel derzeit am Standort Bochum ein Warenverteilzentrum. Der riesige Bau mit einer Länge von 440 Metern und einer Breite von 210 Meter bietet eine Gesamtfläche von rund 200 000 Quadratmetern für Ersatzteilen und Zubehör. Es ist der größte Logistikstandort des Autoherstellers in Europa. Der Opel-Mutterkonzern General Motors investiert dafür 60 Millionen Euro. Derartige Investitionen könnten durch die neuen Produktionstechniken in Zukunft signifikant reduziert werden.