Unfallwagen – die Tricks der Autoverkäufer

Vorsicht vor versteckten Mängeln beim Kauf eines Gebrauchtwagens

[19.02.2015] Ratgeber | gl

Käufer eines Gebrauchtwagens in Deutschland geben nicht selten einen fünfstelligen Betrag für ein Fahrzeug aus. Bei einer solchen Summe soll das Auto natürlich noch einige Zeit zuverlässig seinen Dienst tun. Daher empfiehlt sich eine gründliche optische und technische Überprüfung, um nachfolgende Reparaturkosten möglichst zu vermeiden. Doch einige Käufer vertrauen zu naiv auf Angaben der Verkäufer und lassen sich auf Angebote ein, die zu ihrem Nachteil sein können. Denn wenn der Wagen Mängel oder Schäden hat, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen oder zu hören sind, kann es nachträglich teuer werden.

Unfallwagen in Deutschland – Die Definitionen

Verkehrsunfälle passieren täglich auf Autobahnen und Landstraßen. In den meisten Fällen handelt es sich um eher harmlose Blechschäden. Die Anzahl der Unfälle ohne Personenschaden ist in den letzten Jahren nahezu gleich geblieben, was vor allem der Weiterentwicklung moderner Sicherheitstechnologien und Materialien zu verdanken ist. Allerdings dienen diese vor allem der Sicherheit der Fahrzeuginsassen, so dass schwerwiegende Sachschäden oder Totalschäden auch heute keine Seltenheit sind. Unfallwagen benötigen somit häufig eine umfassende und vor allem fachmännische Reparatur, die natürlich bei einem Verkauf des Fahrzeugs anzugeben ist.

Ein Unfallwagen ist dann als solcher zu deklarieren, wenn ein Blechschaden aufgrund eines plötzlichen und unerwarteten Ereignisses vorliegt. Ein weiteres Kriterium: liegt eine Wertminderung durch den Schaden vor? Dies kann bei Bagatellschäden wie kleinen Karosserie- oder Lackschäden nicht immer einwandfrei geklärt werden. Daher hat der Bundesgerichtshof festgelegt, dass Bagatellschäden als solche deklariert werden dürfen, wenn lediglich der Lack beschädigt wurde. Als Unfallwagen muss der Verkäufer diesen dann nicht ausweisen. Ist der Bagatellschaden jedoch bei einem Unfall entstanden, ist der Wagen nicht mehr als unfallfrei oder „garantiert unfallfrei“ anzugeben.

Das Gebrauchtwagenzertifikat

Viele Gebrauchtwagenhändler bieten beim Autoverkauf ein sogenanntes Gebrauchtwagenzertifikat, das von einer unabhängigen Prüfstelle ausgestellt wurde und den Zustand des Fahrzeugs definiert. Allerdings bedeutet dies nicht automatisch, dass es frei von Mängeln ist. Das Auto hat vielmehr die Kriterien und Richtwerte des entsprechenden Zertifikats erfüllt. Kleinere Schäden und zu bemängelnde Verschleißteile können trotzdem noch vorhanden sein, diese sind für die Fahrtüchtigkeit des Autos jedoch meist weniger relevant. Dennoch sollten Sie genau nachfragen, was im Rahmen der Prüfung alles untersucht wurde. Ein gründliches Gutachten vermerkt auch kleinere Schäden und Verschleißerscheinungen, so dass sich der Käufer ein umfassendes Bild machen kann. Weitere Informationen über den Ablauf der Zertifizierung und die Gültigkeit gibt es zum Beispiel unter easyautosale.com, mit Hinweisen auf die relevanten Prüforganisationen und Beispiele für Mängel.

Blechschaden
Bei gebrauchtwagen wird der Kilometerstand gerne manipuliert um den verkaufswert illegal zu steigern? Foto: Alexander Davidyuk

Manipulation des Tachostandes

Im Dekra-Gebrauchtwagenreport untersuchen Kfz-Experten regelmäßig die Laufleistungen und Mängelanfälligkeit von Fahrzeugen, unterteilt in die jeweiligen Fahrzeugklassen. Am besten schnitten dabei zuletzt viele deutsche Hersteller wie Mercedes Benz, Audi oder BMW ab. So ist es kaum verwunderlich, dass der Tachostand bei Gebrauchtwagen noch immer ein entscheidendes Kaufkriterium darstellt. Daher wird vor allem hier gerne manipuliert. Denn: je geringer die Laufleistung, desto größer der Verkaufswert. Fachleute schätzen, dass bei knapp jedem dritten Fahrzeug der Tachostand manipuliert ist und in solchen Fällen bis zu 3.000 Euro zu viel gezahlt wird. Daher sollten Sie immer einen Blick in die Reparaturrechnungen des Fahrzeugs werfen und vor allem die AU- und TÜV-Berichte studieren. Bei Abweichungen der Ölwechselangaben sollten sie stutzig werden, wenn zum Beispiel auf den nächsten Ölwechsel hingewiesen wird, obwohl ein weit geringerer Zählerstand zu sehen ist. Auch wenn das Fahrzeug viele Verschleißspuren trotz geringer Kilometerzahl zeigt, sollte der Käufer alle Angaben gründlich überprüfen.

Die Manipulation des Tachostandes ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, stellt sie doch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Zudem ist eine entsprechende Änderung strafbar. Erfahren Sie in diesem Video mehr über den Ablauf und die Gefahren durch eine solche Manipulation.

Lackschäden

Auch partielle Neulackierungen können auf einen größeren Schaden hinweisen. Wenn der Verkäufer keine passende Begründung für die Lackierung hat oder diese gänzlich verschweigt, könnte dies ein Indiz für einen Unfallwagen sein. Achten Sie daher auf Farbunterschiede im Lack oder sogenannte Lacknasen oder Läufer, bei denen zu viel Lack aufgetragen wurde. Schleifspuren im Lack oder deutlich erkennbare Abkleberänder und Lackreste auf Radkasten oder Unterbau können auf ggf. mangelhaft kaschierte Roststellen hinweisen. Um solche Schäden nachzuweisen, arbeiten Experten mit einem Lackdichte-Messgerät, denn bei Neulackierungen sind unterschiedliche Dichtegrade von altem und neuem Lack zu erkennen.

Spalten und Abstände

Bei vielen Unfällen verziehen sich Karosserieteile, so dass erkennbare Unebenheiten entstehen. Am besten sichtbar sind diese häufig an den Spaltenabständen an Türen, Motorhaube oder Kofferraum. Gibt es hier erkennbare Unterschiede, liegt vermutlich ein entsprechender Schaden vor, der unsachgemäß oder gar nicht behoben wurde. Prüfen Sie auch, ob die Türen bündig und ohne zu ruckeln schließen. Die Nahtabdichtungen sollten ebenfalls untersucht werden, denn diese können bei einer mangelhaften Reparatur unsauber verarbeitet sein. Zudem ist es ratsam, den Wagen an einigen Stellen abzuklopfen. Denn wurde ein Karosserieteil nicht ausgetauscht sondern nur verspachtelt, sind deutliche Klangunterschiede zu hören. Alternativ können Sie auch mit einem Magneten arbeiten. Ein solcher bleibt an gespachtelten Teilen nicht haften, auf Blech jedoch schon. Da bei neueren Fahrzeugen jedoch häufig lackierte Kunststoffe oder Aluminium verbaut sind, hilft dieser Test nur bedingt.

Reifen und Achsen

Bei einem Unfall kann es passieren, dass die Radaufhängung Schäden erleidet. Hat das Fahrzeug keine umfassende Reparatur erhalten oder bleibt die Aufhängung falsch eingestellt, sind die Abnutzungen der Autoreifen an der Außenkante oft stärker, als im inneren Bereich. Weist der Verkäufer darauf nicht hin, handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Unfallwagen. Weitere Hinweise auf eine verschobene Radaufhängung sind durch einen Bremstest festzustellen. Wenn der Wagen dabei leicht verzieht, stimmt etwas nicht. Entweder handelt es sich um eine Verschleißerscheinung oder eine verzogene Achse. Beides verursacht Folgekosten.

Probefahrt durchführen

Durch eine ausführlichen Probefahrt kann der potentielle Käufer viele Ungereimtheiten und Probleme erkennen. Bei der Fahrt bemerkt man schnell, welche Eigenheiten das Fahrzeug besitzt, ob die Spur problemlos gehalten werden kann, wie das Bremsverhalten ist oder ob problemlos geschaltet werden kann. Verweigert der Verkäufer eine solche Probefahrt, sollte der Käufer skeptisch werden.

Wer ein gebrauchtes Auto kaufen will, sollte entweder etwas Fachwissen mitbringen, oder einen kundigen Fachmann zu Rate ziehen. Viele Manipulationen sind mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen und kleinere Lackschäden weisen noch nicht auf einen Unfallwagen hin. Deshalb ist es ratsam mit dem Verkäufer ausführlich über den Wagen und seine Vorgeschichte zu sprechen, um herauszufinden, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt oder ob Ungereimtheiten auftreten.