Rennkrimi in Abu Dhabi
Vettel erkämpft sich Platz 3
Selten war eine Formel 1 Rennsaison spannender als in diesem Jahr. Das spektakuläre Flutlichtrennen in Abu Dhabi machte da keine Ausnahme und verlangte den 24 Startern, von denen nur 17 das Ziel erreichten, alles ab. Am Ende fuhr der Finne Kimi Räikkönen in seinem Lotus als erstes durch das Ziel und gewann damit nach über drei Jahren wieder einen Grand Prix. Der eigentliche Sieger des Rennens ist aber Sebastian Vettel (Red Bull), der nach einer furiosen Aufholjagt vom letzten Platz bis auf den dritten Rang fuhr und somit die Chance auf den vorzeitigen Titelgewinn in seinem 100. Grand Prix wahren konnte. Fernando Alonso wurde mit seinem Ferrari zweiter und konnte demnach nur 3 Punkte in der WM-Rangliste zu Vettel aufholen.
Der 33-jährige Räikkönen, der mit Ferrari 2007 Weltmeister wurde, profitierte bei seinem ersten Sieg seit seinem Comeback mit dem Team Lotus vom Ausfall von Lewis Hamilton, dessen McLaren durch einen technischen Defekt in der 20. Runde auf der Wiese ausrollte. „Es lief eigentlich alles bestens“ sagte der Brite nach dem Rennen, der mit seinen bis zu 3,6 Sekunden Vorsprung schon wie der sichere Sieger aussah. Aber eine offenbar defekte Benzinpumpe machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Somit war das Feld für Räikkönen frei. Alonso jagte den Finnen bis zur letzten Kurve, um seinem Rivalen Vettel möglichst viele WM Punkte zu entreißen, schaffte es aber nicht den „Iceman“ einzuholen.
"Da sieht man, wie schnell sich die Dinge ändern können", sagte Vettel, der durch eine Tankpanne am Samstagabend von den Rennkommissaren vom dritten auf den letzten Startplatz strafversetzt worden war. Vettel hatte seinen Wagen auf dem Weg in die Red-Bull-Garage am Streckenrand abgestellt, anstatt ihn - wie im Reglement gefordert - bis in den Parc ferme in der Boxengasse zurückzufahren. Der Heppenheimer war dazu via Boxenfunk aufgefordert worden, nachdem er den dritten Platz hinter Pole-Mann Lewis Hamilton von McLaren und Teamkollege Mark Webber belegt hatte. Die Regel, in den Parc ferme zurückzufahren, soll verhindern, dass Fahrer durch das Abstellen auf der Strecke Benzin sparen. Denn für technische Überprüfungen muss noch mindestens ein Liter Benzin im Tank sein. Die Probleme mit dem Tanksystem wurden im Anschluss zwar vom Red-Bull-Teamchef Christian Horner eingestanden, Details dazu gab es allerdings nicht.
Dementsprechend waren dann auch beim Rennen alle Augen auf Sebastian Vettel gerichtet, der durch den Boxentunnel das Feld von hinten aufrollen musste. Sein größter Konkurrent Alonso, der durch Vettels Strafe von der Startposition sechs gestartet war, schob sich beim Start direkt auf den fünften Platz vor und überholte kurz darauf Vettels Teamkollegen Mark Webber, der zwar von Rang zwei ins Rennen gegangen war aber erneut einen schlechten Start hinlegte und am Ende sogar ausschied.
Nico Rosberg überstand einen schweren Unfall in der neunten Runde mit Narain Karthikeyan (HRT) unverletzt. Er flog beim Überholversuch mit seinem Mercedes über den plötzlich langsamer werdenden Wagen des indischen Piloten. Rosberg landete aber auf allen vier Rädern und knallte dann in die Reifenbarriere. "Alles okay. Es war nicht so heftig", gab der Wiesbadener Entwarnung. "Bei ihm ist die Lenkung gebrochen, er ist voll auf die Bremse. Das konnte ich nicht sehen und bin ihm hinten drauf. Das war schon ein großer Schrecken."
Vettel konnte in den ersten vier Runden zehn Plätze gut machen, rutschte dann aber wieder auf den letzten Platz, nachdem er bei einem Ausweichmanöver hinter dem Safety Car gegen ein Schild geprallt war und somit den Frontflügel wechseln lassen musste. Nach erneuter Aufholjagt, schien ein zusätzlicher Reifenwechsel den Red-Bull-Piloten wieder zurückzuwerfen, was sich jedoch nach der zweiten Safety-Car-Phase als großer Vorteil herausstellte. Dank der neuen Reifen konnte er nach der Freigabe des Rennens als Viertplatzierter dann wieder voll attackieren. In der drittletzten Runde überholte er schließlich Jenson Button und sicherte sich Platz drei bis zum Schluss.
Rekordweltmeister Michael Schumacher konnte auch in seinem drittletzten Grand Prix seiner ehemals großen Karriere keinen WM-Punkt einfahren und belegte am Ende den elften Platz. Marussia-Pilot Timo Glock wurde 14.
Nico Hülkenberg schied schon kurz nach dem Start als unverschuldetes Opfer eines Unfalls aus und wurde sicherheitshalber ins Streckenhospital eingeliefert. Dem Force India Pilot geht es aber gut und nach eigenen Angaben ist „alles wieder okay“.
Am Ende zeigten sich dennoch alle Fahrer mit ihrer Leistung und der Arbeit ihres Teams zufrieden, auch wenn der offizielle Sieger des Grand Prix nicht die volle Aufmerksamkeit bekam. Aber die Augen sind nun mehr denn je auf das Duell Red Bull gegen Ferrari gerichtet – denn mit einem Sieg beim nächsten Rennen am 18. November in Austin / Texas, könnte Sebastian Vettel die WM zwei Wochen vor Ende der Saison als Champion beenden.