Tesla Gigafactory in Brandenburg
Wie seht es um das Tesla Werk?
Im November 2019 kündigte Tesla-Chef Elon Musk die erste Großfabrik des Automobilherstellers in Deutschland an. Das mit "Gigafactory" titulierte Werk soll seither in Brandenburg entstehen. Jedoch macht das Bauprojekt immer wieder mit fragwürdigen Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Der weltweiten Corona-Pandemie zum Trotz liefen die Bauvorbereitungen in 2020 dennoch auf Hochtouren. Rund ein Jahr nach dem Projektstart wrfen wir einen Blick auf den Stand der Dinge und beleuchten die wichtigsten Streitpunkte.
Produktionsstätte für Tesla in Grünheide
Der Autohersteller Tesla hat dem Land Brandenburg nach der Ankündigung in 2019 ein 300 Hektar großes Grundstück in Grünheide abgekauft. Mittlerweile sind in der Brandenburgischen Gemeinde bereits die ersten Rohbauten zu sehen. Obwohl Tesla seine Pläne zum Bau mehrfach ändern musste, stehen inzwischen die Produktionshallen der Gießerei, Antriebsfertigung, Lackiererei sowie der Endmontage rudimentär auf dem Grundstück.
Beachtlich, lagen die ersten Pläne dafür doch erst Anfang des Jahres öffentlich aus. Rund 370 Einwendungen gegen das Bauvorhaben gab es zunächst von Bürgern und Verbänden. Da das deutsche Genehmigungsrecht bei Einwendungen eine öffentliche Diskussion vorsieht, wurde ein entsprechender Erörterungstermin festgelegt. Ursprünglich im März geplant, musste dieser Corona bedingt jedoch auf September 2020 verschoben werden.
Tesla Gigafactory: Probleme mit dem Wasser?
Eine zentrale Problematik des Bauvorhabens war immer wieder die Wasserversorgung. Zunächst hatten die ursprünglichen Pläne Teslas den sandigen Boden des Baugebiets nicht ausreichend berücksichtigt. Daraufhin mussten die Pläne zunächst im Juni beim Umweltbundesamt aktualisiert werden. Auch diese lagen öffentlich aus und wurden abermals von Anwohnern und Umweltorganisationen mit mehr als 400 Einwendungen quittiert. Auch diese Kritikpunkte wurden beim späteren Erörterungstermin öffentlich besprochen.
Diskussion in der Stadthalle mit Behörden und Umweltschutzverbänden
Der lang ersehnte Erörterungstermin der Einwendungen gegen Teslas Gigafactory fand am 23. September 2020 statt. Ganze acht Tage diskutierten Vertreter von Tesla mit mehr als 100 Verfassern von Einwendungen über das Vorhaben. In diesem Rahmen wurden zahlreiche Anträge gestellt. Zur Verkehrsanbindung, Wasserversorgung aber auch Artenschutz im Gebiet der Gigafactory. Schließlich teilte das Landesumweltamt mit, es werde alle Anträge des Termins prüfen und gegebenenfalls in weiteren Verfahren berücksichtigen. Somit hat Tesla zwar eine erste, wichtige Hürde geschafft, eine weitere Verzögerung aufgrund der vielen Anträge ist in Zukunft allerdings wahrscheinlich.
Ausreizung der rechtlichen Mittel
Das Bundesimmissionsschutzgesetz gibt den Umweltämtern die Befugnis, einzelne Bauschritte auch im Vorfeld ohne den endgültigen Bescheid zu erlauben. Bedingung dafür ist, dass die Genehmigung entweder sehr wahrscheinlich ist oder die bislang erfolgten Bauschritte wieder rückgängig gemacht werden können. Zahlreiche Umweltverbände zeigten sich diesbezüglich empört, da der Elektroautohersteller bereits 90 Hektar Kiefernwald gerodet hat. Hier wird seitens der amerikanischen Firma immer wieder auf die Ausgleichswälder, die an anderen Orten in Brandenburg angelegt werden mussten, verwiesen. Dennoch reizt Tesla hier die zur verügung stehenden rechtlichen Mittel maximal aus.
Grünheide: Dauerthema Wald
Obwohl Tesla durch die vorzeitigen Genehmigungen mit dem Bau voranschreiten konnte, schlägt das Thema Wald immer wieder hohe Wellen in der Öffentlichkeit. Die Rodung der 300 Hektar Kiefernwald wurde mehrfach durch Naturschutzverbände torpediert. Nicht nur die örtliche Bürgerinitiative oder NABU Fürstenwalde kritisieren die Rodung. Der bayrische Verein Grüne Liga hatte die Abholzung zwischenzeitlich sogar per Eilantrag gestoppt. Fakt ist aber auch: Der Großteil der Naturschutzverbände hält die Rodung für vertretbar, da die Ausgleichsbewaldung durch die Flächenagentur Brandenburg bereits begonnen hat.
Kurzlebige Einigung in der Wasserproblematik
Auch im Hinblick auf die Wasserproblematik scheint Tesla einen Schritt weiter gekommen zu sein: Im September wurde ein Erschließungsvertrag zwischen der amerikanischen Firma und dem regionalen Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) geschlossen. Demnach beliefert der WSE Tesla künftig mit jährlich 1,45 Millionen Kubikmeter Wasser. Eine ähnlich große Menge soll aus dem Werk als Abwasser abgepumpt werden.
Zuvor hatte Tesla seine Pläne erneut geändert und eine Luft- statt einer Wasserkühlung verkündet. Dies sollte den Wasserverbrauch deutlich reduzieren. Da mit dem Bau der Gigafactory jedoch ebenfalls die gesamte Region erheblichen Zuwachs bekommen wird, wird ein Wasserengpass schon in den nächsten zwei Jahren wahrscheinlich. Ebenso ist weiterer Protest seitens der Bürger und Verbände zu erwarten. Somit wird das Thema Wasser Tesla noch eine Weile beschäftigen.
Zukunftsausblick: Wie geht es weiter mit der Gigafactory?
Dem Landesumweltamt liegt aktuell ein Antrag auf eine Zulassung für eine Fabrik mit bis zu 12.000 Mitarbeitern vor. Die Produktionskapazität soll künftig 500.000 Elektroautos pro Jahr betragen. Weitere, optimistische Planungen sehen in den kommenden Jahren bis zu 40.000 Mitarbeiter vor, die fast 2 Millionen Tesla Fahrzeuge jährlich produzieren können. Sowohl der Wasserverband als auch die zuständigen Verkehrsbehörden kalkulieren bereits mit den ambitionierten Zahlen der kommenden Erweiterungen.
Eine zusätzliche Batteriefabrik ist ebenfalls im Gespräch. Stand jetzt wird in Grünheide zunächst das Tesla Modell Y gefertigt. Ob das von Elon Musk im September angekündigte Mittelklasse Modell für nur 25.000 Euro ebenfalls vom Band rollt steht noch in den Sternen. Die Produktion des neuen Tesla Supercars, dem Nachfolger des Tesla Roadster, soll allem Anschein nach jedoch in Kalifornien stattfinden.