Lieferengpässe bei Neuwagen dauern an
Wie lang wartet man derzeit auf einen Neuwagen?
Wer sich einen Neuwagen zulegen möchte, muss auch in den kommenden Jahren noch mit erheblichen Lieferengpässen rechnen, so eine neue Studie der Marktbeobachter AlixPartners. Dabei ist es sogar ganz gleich, um welche Modelle es sich handelt. Der Krieg in der Ukraine sowie die noch andauernde Pandemie zeigen deutlich auf, wie zerbrechlich das Netzwerk der globalen wirtschaftlichen Beziehungen ist. Trotz der Warnung von Bundeskanzler Scholz, die Globalisierung dürfe nicht zurückgedreht werden, führen die anhaltenden Lieferengpässe in nahezu allen Bereichen zu einer fatalen Mangelwirtschaft, die viele Verbraucher verunsichert.
Neue Studie bestätigt: Lieferschwierigkeiten dauern an
Die Marktbeobachter von AlixPartners haben jüngst eine neue Studie veröffentlicht, die bestätigt, was viele befürchtet haben. Die vorherrschenden Lieferschwierigkeiten bei Neuwagen werden auch noch weiterhin anhalten. Laut vorangegangenen Prognosen sollte sich der Fahrzeugabsatz ab 2022 eigentlich wieder erholen. Stattdessen haben die Experten einen weiteren Absatzrückgang von 80,3 auf 78,9 Millionen Modelle im Jahr 2022 berechnet. Insbesondere die führenden Autobauer in China, Japan und Europa kämpften mit den Auswirkungen der aktuellen Krisen. Dazu sagt Fabian Piontek, Managing Director bei AlixPartners: "Noch im letzten Jahr erholte sich die Automobilindustrie auch durch staatliche Unterstützungsprogramme von den Auswirkungen der Pandemie.“ Und führt weiter aus: "Durch den Krieg in der Ukraine müssen sich Hersteller und Zulieferer zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit einer Disruption stellen, welche erhebliche Ausfälle provoziert und hinsichtlich des Verlaufs unberechenbar ist."
Besonders deutsche E-Autos betroffen
In der Liste der E-Autos mit den längsten Lieferzeiten, belegen gleich zwei deutsche Modelle die ersten Plätze. Wer beispielsweise den Audi Q4 e-tron oder den BMW i4 bestellen möchte, sollte sich auf satte 18 bis 20 Monate Lieferzeit einstellen. Auch der deutsche Autobauer Opel rangiert mit gleich vier Modellen in den Top Ten, so sind Opel Combo-e, Coras-e, Mokka-e sowie Zafira-e Life nicht unter 15 Monaten Lieferzeit zu erwarten.
Autokäufer brauchen viel Geduld
Für Käufer der Neuwagen bedeutet diese Disruption, dass sie noch länger als gedacht mit der Mangelwirtschaft leben müssen. Bislang ging man fest davon, der Markt würde sich bis spätestens 2023 wieder erholen. Doch laut Studie wird die Chip-Knappheit bis mindestens 2024 andauern, besonders da der Bedarf an E-Autos im Vergleich zu Verbrennern um den Faktor 10 gestiegen sei. Da sich nun die Tendenz am Markt deutlich in Richtung E-Mobilität bewegt, dürften die Kapazitäten nicht ausreichen, um den Bedarf der gesamten Automobilindustrie zu decken.
Auch Fahrzeugpreise werden steigen
Die Krisensituation am Automarkt wird also noch weiter anhalten. Wie eine aktuelle Auswertung der Online-Neuwagenbörse carwow.de aufzeigt, liegen die Lieferzeiten bei E-Autos, als auch bei Plug-In-Hybriden in der Spitze bei bis zu 20 Monaten. Und dies hat einen noch viel schwerwiegenderen, negativen Effekt: Die Lieferschwierigkeiten sorgen nämlich dafür, dass die Kosten für die Batterieproduktion entgegen dem Trend der letzten Jahre nun wieder steigen. Das bedeutet im Klartext, dass die Preise bei E-Autos und Plug-In-Hybriden in letzter Konsequenz künftig nur noch steigen werden. Wenn die Bundesregierung die schnelle Marktdurchdringung der E-Mobilität also nicht gefährden möchte, wäre sie gut beraten das Förderende noch einmal gut zu überdenken.
Ein Blick in die Zukunft: Es bleibt spannend
Wie es mit den Preisentwicklungen bei E-Autos also weitergeht, bleibt erst einmal ungewiss. Steigen die Notierung zu heftig an, dürfte das für die Autohersteller schnell zum Boomerang werden. Daher müssen sie stark darauf achten, sich Rohstoffe für die E-Auto-Produktion zu sichern, so AlixPartners in der Studie. Eine Möglichkeit dem entgegenzuwirken seien neue LFP-Batterien, mit denen in den kommenden Jahren ein Aufschwung für die niedrig- und mittelpreisigen Fahrzeuge erzielt werden könne. Diese seien im Vergleich zu den herkömmlichen NMC Akkus deutlich günstiger und böten den Vorteil, dass sie nicht auf seltene Erden aus wirtschaftlich sowie politisch instabilen Regionen angewiesen seien. Nachteil der LFP-Akku-Technologie seien hingegen eine geringere Reichweite sowie ein höheres Gewicht der Fahrzeuge. Dennoch könne dies ein Kompromiss sein, wenn sich so das Problem der Mangelwirtschaft löse.
Autokäufer sollten gut planen
Wer sich also mit dem Kauf eines Neuwagens beschäftigt, sollte mit seiner Planung dementsprechend früh beginnen. Da sich die Lieferzeit bei E-Autos und Plug-in-Hybriden im Schnitt gut elf Monate hinzieht, schadet es also nicht, wenn der Kauf ein Jahr vorgezogen wird. Nur so ist überhaupt ein reibungsloser und nahtloser Ablauf zu gewährleisten. An den Lieferengpässen wird sich auch im kommenden Jahr noch nichts ändern.